Es ist ein altes Handwerk, das man schon im frühen Mittelalter in Klöstern ausgeübt hat: die Buchbinderei. Den Mönchen von damals ist es zu verdanken, dass Schriften erhalten wurden, die mehrere Hundert Jahre alt sind. Früher hat man die Bücher in mühseliger Handarbeit produzieren müssen. Doch damit war Schluss als im 15. Jahrhundert der Buchdruck erfunden wurde.
Und obwohl es heute das Internet und E-Books gibt, wodurch Bücher aus Papier eigentlich obsolet werden, werden nach wie vor Bücher gedruckt. Der Grund: Viele Menschen schätzen es halt, wenn sie das Buch vor sich halten können. Manche sehen in der althergebrachten Buchbinderei gar eine Kunst.
Der althergebrachten Buchbinderei verschrieben hat sich Kerstin Czerwenka, 43 Jahre alt aus Klagenfurt. In Klagenfurt war es auch, wo sie die Lehre absolviert hat. Danach ist sie nach Wien gezogen und hat dort zehn Jahre in einem Betrieb gearbeitet, bevor sie die Meisterprüfung abgelegt hat und ihr eigenes Geschäft namens «Die Buchbinderin Kerstin Czerwenka» in Wien eröffnet hat.
Ich probiere gerne neue Sachen aus, lege aber großen Wert auf die Funktionalität. Das fertige Buch muss auch immer seinen Zweck erfüllen. Die kreativste Bindung nützt nichts, wenn das Buch den Anforderungen nicht standhält. Da bin ich eher in der Einbandgestaltung kreativ, nicht so sehr in der Bindung selbst. Spezialisiert bin ich auf die Anfertigung von Einzelstücken mit individuell gestalteten Einbänden.
Angefangen bei Format und Anzahl der Blätter sowie der Farbe des Fotokartons geht es weiter mit dem Einband. Auch da gibt es einige Möglichkeiten, zu Beispiel einen Ganzleinen-Einband mit Prägung und oder versenktem Bild – natürlich erhältlich in verschiedenen Farben. Außerdem hat man diverse Papiere zur Auswahl wie Marmorpapier, Carta Varese, handgeschöpftes Papier aus Nepal oder japanisches Papier. Man kann auch selbst gestaltetes Papier wählen. Und wir können für das Album auch einen Ledereinband machen.
Das wohl wichtigste Werkzeug in einer Buchbinderei ist das Falzbein. Das wird bei fast jeder Arbeit verwendet. Ansonsten arbeite ich noch mit Nadel, Schere, Ahle und einer ganzen Reihe von verschiedenen Messern sowie einem Schärf-Messer für das Leder und natürlich einem Pinsel für den Leim.
Es gibt eigentlich kein Werkzeug, das ich bevorzuge. Wichtig ist nur, dass es mein eigenes ist – mit einem fremden Falzbein zum Beispiel kann ich gar nicht gut arbeiten.
Personalisierte Notizbücher mache ich wohl am häufigsten. Oft binde ich auch Familienchroniken beziehungsweise Lebensgeschichten, die dann an die Familie verschenkt werden. Für besondere Anlässe wie Hochzeiten oder runde Geburtstage werden oft Gästebücher bestellt, in denen die Gäste schon im Vorhinein eine Seite gestalten dürfen. Und Fotoalben zur Geburt mit geprägten Namen und Geburtsdatum sind auch sehr beliebt.
Tatsächlich ist Kerstin Czerwenka eher durch Zufall Buchbinderin geworden. Als es darum ging, eine Lehrstelle zu finden, war für sie zwar klar, dass sie ein Handwerk erlernen wollte, aber welches, wusste sie zu diesem Zeitpunkt nicht. Sie hat sich dann bei einer Buchbinderei beworben und weil ihr die Arbeit so gut gefiel, blieb sie diesem Beruf bis heute treu. Ihr Unternehmen hat sie 2007 eröffnet. Jedes Buch wird in der hauseigenen Werkstatt von A bis Z hergestellt. Die 43-Jährige beschäftigt im Teilzeitpensum eine Mitarbeiterin. Zusammen achten sie darauf, dass die Materialien für die Herstellung der Bücher möglichst nachhaltig sind.