Um sich mit der Musik und der Kunst des Schauspiels und das Spielen verschiedener Instrumente den Lebensunterhalt zu verdienen, ist eine langjährige Erfahrung von großem Vorteil. Zahlreiche Menschen versuchen, ihre Leidenschaft für die Musik und Kunst zur Berufung zu machen. Nur wenigen gelingt dieses Vorhaben und nur eine handvoll kann erfolgreich davon leben. Wir haben mit der ambitionierten Judith Keller gesprochen und zahlreiche eindrückliche Fakten aus ihrem Leben als erfolgreiche Künstlerin erfahren.
Judith Keller ist in Basel geboren.Bereits mit sieben Jahren begann sie Violine und Klavier zu spielen und besuchte den Ballettunterricht. Folglich hatte sie ihren ersten Auftritt schon mit 18 Jahren, sowohl als Musikerin, Sängerin, als auch als Schauspielerin.
Sie machte ihr Lehrdiplom für Violine bei Alexander Zöldy an der Hochschule für Musik in Basel. Zusätzlich mache sie ihr Schauspieldiplom an der Ecole intern. de théatre Jacques Lecoq und an der Hochschule der Künste Bern und noch zahlreiche weitere Weiter- und Ausbidungen.
Sie war zehn Jahre Ensemblemitglied am Volkstheater Wien und 13 Jahre am Tiroler Landestheater tätig. Außerdem arbeitete sie als Schauspielerin und Regisseurin am Stadttheater Basel, Bern, am Schauspielhaus Salzburg, bei den Salzburger Festspielen, den Tiroler Volksschauspielen, dem Stadttheater Bruneck, am Münchner Volkstheater, Landestheater Niederbayern und vielen mehr. Ihre größten Erfolge feierte sie als Schauspielerin in den letzten Jahren als Edith Piaf, Mutter Courage, Königin Elisabeth, Klytaimnestra, Irina Arkadina, Dorine und Puck.
Seit Jahren unterrichtet sie an diversen Opern-Musical und Schauspielschulen die Fächer: Basisunterricht, Improvisation, szenischer Unterricht als auch Sprech- Stimmbildung, Vocal Training und Staging.
Dass etwas „echt“ ist, hängt nicht mit dem Instrument Stimme zusammen, sondern mit dem Mut sich zu öffnen und sich verschenken zu wollen an den Zuhörer. Mit jedem anderen Instrument kann man das genauso, nur könnte man sagen, dass die Stimme das Urinstrument des Menschen ist und jeder im Grunde genommen dieses Instrument benutzen und erforschen kann.
Nun zu mir, ich habe immer gerne gesungen, doch es hat lange gedauert, bis ich wirklich begriffen habe, um was es eigentlich geht: Das was du sagen oder singen willst, muss mit dir zu tun haben. Es muss aus der Mitte deines Ichs kommen.
Der Unterricht richtet sich an alle Menschen jeglichen Alters, die ihre eigene Stimme erforschen wollen.
Mein Training ist eine Kombination aus Körper und Stimme. Um eine klangvolle und warme Stimme haben zu können, braucht man eine entsprechende Rückenmuskulatur. Zudem werden alle Organe durchblutet und aktiviert. Ein regelmäßiges Training von nur 15 Minuten pro Tag ist schon gewinnbringend. Das kann unter der Dusche beginnen mit dem berühmten Lippenflattern, Dehnen, Gähnen, NG – Übungen, Zungenübungen bis hin zu Konsonanten und Vokalübungen.
Die 4 Pfeiler
Es hilft, den Körper und die Seele gesund zu halten. Besonders für ältere Menschen, deren Muskulatur nachlässt, unbedingt zu empfehlen. Man kann jederzeit und überall singen! Bitte nie einem Kind verbieten zu singen, auch in der Öffentlichkeit. Diese Erziehung, die dauernd darauf abzielt, dass die Kinder leise sein müssen, ist in meinen Augen sehr schlecht. Wir haben eine Stimme bekommen, um sie erheben zu dürfen und da geht es nicht um falsch oder richtig. Wenn du etwas fühlst, dann verleihe dem Gefühl einen Ausdruck, so einfach ist das!
Also, seine Stimme sollte man stärken, nicht schonen. Um eine kräftige warme Stimme bekommen zu können, müssen wir verstehen, dass die Konsonanten genauso wichtig sind, wie die Vokale, wenn nicht sogar wichtiger. Sie sind wie das Benzin bzw. der Treibstoff für die Vokale. Also üben wir nach den Atemübungen das Dehnen, Gähnen und dabei Unterkiefer und Zunge zu lockern etc. unbedingt die Konsonanten, um den Beckenboden zu aktivieren und zu stärken z. B. durch Lippenflattern oder andere Übungen wie ‘’sch sch sch oder einem langgezogenen ‘W’ oder stimmhaftes ‘S’ etc. Die genaue Vokalfärbung kann man lernen. Dafür muss man gut hinhören. Es gibt offene und geschlossene Vokale, kurze und lange.
Aber zuerst nur mal daran denken, dass ihr beim Sprechen oder Singen nicht nach vorne blasen sollt, sondern einen Stimmansatz wählen sollt, wie wenn ihr erstaunt seid: ‘o – o – o’ (erstauntes ‘o’) wenn ihr die Hand vor den Mund haltet, werdet ihr sehen, dass keine Luft dabei herauskommt, so solltet ihr alle Vokale bilden.
Was auch wichtig ist, ist der Stimmsitz. Stellt euch viele Fragen und beobachtet euch selber: Wo sitzt meine persönliche Stimme eigentlich? Verändert sich die Tonhöhe, wenn ich nervös bin? Oder wenn ich besonders höflich sein will? Oder wenn ich eine „Fremdsprache“ spreche, also in unserem Falle auch ein dialektfreies Deutsch und warum passiert das?
Und damit ihr eure Zuhörer fesseln könnt, braucht ihr einen spannenden Sprechrhythmus.
Übt Wörter in Kombinationen. Denkt daran, dass ein deutliches Sprechen nichts damit zu tun hat, dass ihr alle Wörter gleich wichtig nehmt. Wie in der Musik gibt es beim Sprechen schwer und leichte Silben bzw. Wörter oder ganze Wörtergruppen. Grundsätzlich in einem Satz sind die Verben und die Substantive das wichtigste.
Und wenn ihr dabei seid heiser oder krank zu werden, einfach viel Schlafen und Tee trinken. Am besten Ingwertee mit Zitrone und Honig.
So bezeichnet Judith ihre Arbeit. Sei es für die Stimme, die inhaltliche Sprach- und Rollengestaltung, die genaue Beobachtungsgabe, den Mut, die eigene Fantasie aufleben zu lassen bis hin zu einer Schärfung des Geistes und der damit verbundenen sozialen und politischen Haltung, die jeder Künstler kultivieren sollte. Denn dieser trägt eine nicht zu unterschätzende Verantwortung gegenüber seiner wahren und vielschichtigen Darstellung, als auch gegenüber der Gesellschaft und nicht zuletzt gegenüber sich selbst und seiner Zukunft. Deshalb sollte die Suche nach der unverfälschten Wahrheit der Darstellung immer an erster Stelle stehen und jeder falschen Eitelkeit weichen müssen.