Einen Beruf zu haben, bei dem man sich kreativ voll entfalten kann, ist wohl für viele ein großer Traum. Gerade, wenn man einen eigenen Betrieb besitzt, hat man mehr Freiheiten und kann den Arbeitsalltag nach seinen Vorstellungen gestalten. – Sich in die Selbstständigkeit zu wagen, ist aber natürlich immer ein Abenteuer, das auch sehr unverhofft beginnen kann.
So war es auch bei Irmgard Marte, aus Götzis in Vorarlberg stammend und nun in Feldkirch wohnhaft: Sie hat Ernährungslehre und Haushaltsökonomie studiert und dann eine Lehre als Konditorin und ihren Meister gemacht. Backen und Kochen habe sie schon immer gern getan, erzählt sie uns, bei einem Praktikum während des Studiums habe sie dann in der Konditorei ihre Berufung gefunden.
Nach ihrer Ausbildung hätte Irmgard gern in einem Betrieb in leitender Funktion gearbeitet, fand aber leider keine geeignete Anstellung. Durch Zufall stieß sie aber auf ein Inserat und kaufte eine Konditoreneinrichtung – nun war der Traum von der eigenen Konditorei mit Café wieder voll da: Neben der Anstellung als Lehrerin backte sie an den freien Tagen und am Wochenende war ihr Geschäft immer geöffnet.
Inzwischen hat sie den Lehrerberuf ganz aufgegeben und bildet sogar Lehrlinge in ihrem Betrieb namens SchokoMus aus. – Dies alles hat Irmgard ganz allein geschafft. Sorgen bereite ihr zuweilen nur der Papierkrieg, meint sie, die sich von der Bürokratie manchmal so richtig ausgebremst fühlt.
Oh, diese Frage ist echt schwer zu beantworten, da wir nicht eine Torte von Anfang bis zum Ende an einem Stück machen. Bei jeder Torte gehen zuerst entweder Anrufe oder eine Mailanfrage voraus. Dann wird ein Termin zur Besprechung ausgemacht, die zwischen einer halben Stunde, manchmal aber auch zwei Stunden dauern können (im Normalfall plane ich etwa 45 Minuten dafür ein). Der Arbeitsaufwand hängt dann natürlich von der Größe und vor allem vom Dekor ab. Manche Dekorationen sind sehr zeitintensiv – Brautpaare zum Beispiel dauern immer mindestens 1 bis 2 Stunden, je nachdem, wie detailverliebt sie sind.
Dann werden Böden gebacken und Füllungen zubereitet, auch da kommt es darauf an, wie viele verschiedene das sind. Schlussendlich kommt noch der Zusammenbau der Torte und das Ausgarnieren, das nimmt auch immer etwa eine gute Stunde in Anspruch. Zu guter Letzt nehmen wir noch Kontakt mit der Location auf und liefern die Torte sicher an ihr Ziel. Die durchschnittliche 3-stöckige Hochzeitstorte nimmt also sicherlich 6 Stunden Arbeit in Anspruch – nach oben hin ist alles möglich. Ich hatte auch schon eine Torte, an der wir eine ganze Woche gearbeitet haben (also 40 Stunden).
Lustige Frage, ich denke, ohne meine Rührmaschine wäre ich aufgeschmissen, die hat immer viel zu tun: Tortenböden anschlagen, Füllungen rühren … aber auch meine Ausrollmaschine würde ich niemals hergeben. Aber einen Tick hat wohl jeder Konditor – jeder hat eine bestimmte Palette (Tortenspachtel) und Modellierwerkzeug, die liegen einfach gut in der Hand und die werden niemals hergegeben. Das ist für uns so wie die Messertasche für einen Koch.
Immer dann, wenn Brautpaare oder generell Kunden nicht mit einer fixen Vorstellung kommen, die ich möglichst kopieren soll, sondern mir freie Hand oder besser freie Kreativität bei der Gestaltung der Torte lassen – ich denke, das hat noch keiner bereut. Das heißt nicht, dass ich mache, was ich persönlich will. Ich spreche natürlich ab, wie die Torte vom Stil her sein soll und was vielleicht Spezielles enthalten sein soll und gestalte sie dann passend zum Brautpaar / zum Anlass.
Geschmack und Ästhetik gehen Hand in Hand. Die schönste Hochzeitstorte ist verschwendetes Geld, wenn die Gäste sie zum Schluss nicht gerne essen (und sie im Müll landet). Ich habe immer schon versucht, eine geschmacklich gute Variante zu finden. Auch wenn es sich um Motivtorten mit viel Dekoration handelt. Ich habe persönlich meine Probleme mit Torten, bei denen es sich ausschließlich um die Dekoration dreht (z.B. trockener Boden ohne Füllung, viel „Buttercreme“ und viel Fondantdekor): Bei diesen Torten ist ja auch der Kuchen im Inneren meist sehr unprofessionell und die „Buttercreme“ besteht ebenfalls nur aus Butter und Zucker. Das ist für mich keine Konditorkunst, sondern basteln mit Zuckerpaste – auch wenn es schöne Torten sind und ich die Kreativität und das Design bewundere. Die Konditorkunst ist mehr als Optik, da muss alles zusammen einfach himmlisch schmecken. Deshalb rate ich immer öfter von zu viel Dekor ab.
Irmgard hat in ihrem Betrieb SchokoMus ein breites Sortiment. Von Pralinen und Törtchen bis zu aufwendigen Hochzeitstorten bietet sie alles an. Jeder Konditor hat dabei sein eigenes Lieblingswerkzeug, das er immer griffbereit hält. Auch die Arbeitsweise ist immer verschieden. Die einen lieben mehr Struktur. Die anderen dagegen mehr kreative Freiheiten – wie Irmgard: Wenn die Kunden ihr keine festen Vorgaben geben und sich überraschen lassen, geht sie voll in ihrer Arbeit auf und lässt sich für jeden etwas Spezielles einfallen. Wichtig dabei ist natürlich nicht nur die Ästhetik, sondern auch der Geschmack – nur beide Komponenten zusammen ergeben wahre Konditorkunst.