Sag es handgeschrieben

Veröffentlicht am 23 Januar 2019 von Verena Arnold
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Sich die Zeit für jemanden nehmen, indem man dieser Person von Hand einen schönen Brief schreibt – in der schnelllebigen Zeit von heute ist das sehr viel wert. Früher jedoch, als es noch keine Computer gab, war es das normalste der Welt, Briefe von Hand zu schreiben. Auch Claudia Dzengel, die 1968 in Hildesheim in Deutschland geboren wurde, lernte in der Schule zu schreiben. Dort bemerkte sie, dass ihr das Schreiben und das Gestalten sehr viel Freude bereitet.

Ihre Liebe zur historischen Schrift entdeckte die zweifache Mutter jedoch erst während ihres Farbdesignstudiums an der HAWK Hildesheim durch ihren Professor. Trotzdem schlug Claudia Dzengel einen anderen beruflichen Weg ein als den einer Kalligrafin. Sie beschäftigte sich stattdessen mit der typografischen Gestaltung von Schriften und begann Besucherleitsysteme für Museen, Hochschulen und Theater zu entwerfen und zu gestalten.

Zur Kalligrafie fand die 50-Jährige dank ihrer Kinder zurück. Die zwei schrieben gern und Claudia Dzengel bemerkte, dass sich Kinder auch für das kalligrafische Schreiben begeistern lassen. Daraufhin hat sie begonnen, in Schulen Kalligrafie-Workshops anzubieten. Inzwischen bietet sie Seminare auch für Lehrende wie PädagogInnen sowie für allgemein an der Kalligrafie und Schrift interessierte Leute. Auch Fachpublikum wie GrafikerInnen, IllustratorInnen, KünstlerInnen besuchen ihre Seminare.

Claudia Dzengel bietet Kalligrafie-Workshops an

 

Kalligrafie, also Schönschrift, ist heutzutage eine seltene Kunst. Sollte man Einladungen und ähnliches ihrer Meinung nach mit der Hand schreiben?

Ich finde nicht, dass man das so pauschal sagen kann. Es hängt vom Anlass ab, für welches Medium man sich entscheidet. Handelt es sich um eine sehr persönliche Einladung, zum Beispiel eine Hochzeit, bietet es sich an, etwas Handgeschriebenes zu gestalten. Für eine Techno-Party hingegen eignet sich ein digitales Layout eventuell besser. Es hat sich aber gezeigt, das handgeschriebene Einladungen oft mehr Aufmerksamkeit erregen als gedruckte. Das hängt bestimmt damit zusammen, dass wir hauptsächlich von gedruckten Buchstaben umgeben sind und dadurch handgeschriebene Texte wieder mehr auffallen.

Ein typografisch schön gestaltetes Buch, ein Plakat oder einen Flyer finde ich aber genauso spannend wie einen schönen, handgeschriebenen Text. In beiden Fällen spielen ja mehrere Faktoren wie Layout, Farbe und Form eine wesentliche Rolle dabei, wie die gewählte Schrift wirkt.

 

Gibt es heute noch kalligrafische Normen? Werden sie allgemein angewandt?

Ja, es gibt unterschiedliche Regeln und Vorgaben für den jeweiligen Schrifttyp. Wenn ich zum Beispiel den typischen Charakter der Englischen Schreibschrift, auch Copperplate oder Anglaise genannt, erhalten möchte, muss ich eine bestimmte Feder, die sogenannte Spitzfeder, verwenden und in einem bestimmten Schreibwinkel schreiben. Wenn ich diese Regeln nicht einhalte, wird die Schrift nicht so aussehen, wie es vorgesehen ist.

Auch mit einem Brushpen kann ich den Charakter der Englischen Schreibschrift erzielen. Dazu muss ich aber einige Grundregeln kennen und die Schrift mit der Spitzfeder beherrschen. Denn, wenn ich den sogenannten Schwellstrich der Spitzfeder, der auch mit dem Brushpen geschrieben werden kann, nicht richtig setze, sieht mein Text am Schluss möglicherweise nicht harmonisch aus.

Etwas anderes ist es, wenn ich zum Beispiel eine Schrift beherrsche und sie dann absichtlich verfremde, zum Beispiel durch ein Werkzeug, das eigentlich nicht für diese Schrift geeignet ist. Das kann sehr spannende Schriftbilder ergeben. Diese künstlerischen Arbeiten sind in den Bereich der zeitgenössischen Kalligrafie einzuordnen, wo es nicht unbedingt um die Lesbarkeit der Schrift, sondern um den Rhythmus und Schreibduktus geht.

Ihre Seminare werden auch von Fachpublikum besucht

 

Sie erteilen recht gut besuchte Kurse. Könnte man das als ein Kalligrafie-Comeback bezeichnen? Welche Utensilien wie Feder, Kugelschreiber, etc. empfehlen Sie für das tägliche Schreiben?

Ja, es interessieren sich wieder mehr Menschen für das Schreiben mit der Hand. Einige kommen aus beruflichen Gründen, dazu gehören GrafikerInnen, IllustratorInnen, KunstpädagogInnen, LehrerInnen. Sie kommen, weil die Kalligrafie in den meisten Studiengängen wegreduziert wurde. Andere schreiben einfach gern und wollen sich entspannen. Manche können ihre Handschrift nicht mehr lesen, da sie hauptsächlich auf der Tastatur tippen und möchten das handschriftliche Schreiben trainieren. Durch den technischen Fortschritt dominieren in der heutigen Zeit schnelle Medien wie Computer und Smartphone. Überhaupt wird insgesamt alles schneller. Das Schreiben mit einem Füllhalter erfordert langsames Schreiben. Wenn ich mich hinsetze und einen Brief oder eine Postkarte schreibe, bedeutet das, ich nehme mir Zeit. Ich nehme mir Zeit darüber nachzudenken, was ich schreiben möchte und ich nehme mir Zeit für die Person, der ich schreiben möchte. Dies wird heutzutage wieder wertgeschätzt.

Das Angebot an Schreibwerkzeugen ist groß. Ein schöner Füllhalter kann genauso geeignet sein wie ein Fineliner oder auch ein Bleistift. Da ich nach wie vor meine Termine in einen Taschenkalender eintrage, bevorzuge ich für das tägliche Schreiben Bleistifte oder Gelstifte, die man ausradieren kann.

 

Was ist der Unterschied zwischen Typografie, Kalligrafie und Lettering?

Das Hauptunterscheidungsmerkmal besteht darin, dass in der Kalligrafie die Schrift geschrieben wird, während im Lettering die Buchstaben gezeichnet werden. Typografischer Text besteht aus maschinell vorfabrizierten Buchstaben und wird gedruckt. Im Bleisatz oder am Computer werden die Buchstaben gesetzt und der Druck kann – so oft man möchte – wiederholt werden.

Ein kalligraphierter, handgeschriebener Text entsteht spontan in einem Zug, ohne Korrektur. Unsere Handbewegung hinterlässt eine einmalige Spur: Der entstandene Schriftzug ist nicht exakt wiederholbar. Je nach Werkzeug entsteht ein einzigartiges Kunstwerk. Man kann mit Feder und Tusche auf Papier, mit Pinsel auf Holz oder mit einem Stock in den Schnee oder in den Sand schreiben. Im Unterschied dazu zeichnet man im Handlettering mehr als dass man schreibt. Die Buchstaben konstruiert man zeichnerisch, dadurch bieten sich viele Korrekturmöglichkeiten. Mit zahlreichen Strichen kann man eine Form mit feinen Details herausarbeiten.

Ein kalligraphierter Text entsteht spontan und ohne Korrektur

 

Kalligrafie ausprobieren

Claudia Dzengel unterrichtet jedoch nicht nur Kalligrafie, sie hat zu diesem Thema auch schon zwei Bücher verfasst: Im Buch «Kalligrafie und kreatives Schreiben für Kinder» geht es laut der zweifachen Mutter vor allem um das Experimentieren mit der eigenen Handschrift. Das zweite Buch Kalligrafie ist ein Kinderspiel zeigt anhand verschiedener Übungen, wie man historische Schriften und modernes Handlettering kalligrafisch kombinieren kann.

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