Rhythmus verbindet

Veröffentlicht am 11 November 2019 von Verena Arnold
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Den Rhythmus im Blut verbinden wir wohl eher mit Menschen aus anderen Regionen der Welt. Trotzdem ist Trommeln eine der ältesten Kunstformen der Musik und heute, mehr denn je, Teil der modernen Musik. Trommeln hilft uns als Menschen, ein wenig abzuschalten und unsere eigene Mitte zu finden. Es wirkt ausgleichend und beruhigend. Weiterhin soll es dabei helfen können, soziale Kompetenzen zu fördern, also sollten wir alle vielleicht anfangen, nach dem Rhythmus in uns zu suchen. 

Um mehr über die Thematik zu erfahren, trafen wir Karin Bindu zu einem Interview. Sie gehört der Generation 50+ an. Zunächst studierte sie Landschaftsökologie, machte aber keinen Abschluss und wechselte dann zur Kultur- und Sozialanthropologie, weiterhin ist sie Heilmasseurin und Trainerin in der Erwachsenenbildung. Musik spielt seit ihrer Kindheit eine Rolle und besonders das Trommeln hielt sie gefangen genommen. Insbesondere eine Indienreise im Jahr 1991 brachte sie dem Trommeln noch näher und nachdem sie viele Gelegenheitsjobs innehatte und schließlich Mutter wurde, nahm sie zunächst ihr Studium wieder auf, um sich dann der Musik und der Musikethnologie zu verschreiben. Sie selbst beschreibt sich als eine Mischung aus Musikethnologin und Perkussionist.

Sie betreibt ihr Unternehmen Rhythmuse.at, welches sie im Jahr 2000 gründete, alleine. Seit 1996 ist sie allerdings mit Bands und Auftritten in der Szene aktiv. Eine Kooperation ermöglichte es ihr, Instrumente für Workshops auszuleihen. Die Angebote entwickelten sich im Laufe der Jahre. Inzwischen bietet sie Fortbildungen, Workshops und Kurse an, organisiert Konzerte, hält Vorträge und begleitet gerne Menschen mit ihrer Musik.

Karin Bindu ist Musikethnologin und Perkussionist

 

Karin, als Sozialanthropologin betrachtest du die Perkussion nicht nur als Instrument, sondern als ein wichtiger Teil diverser Kulturen mit einem sozio-rituellen Charakter. Warum sind gerade die orientalen Kulturen von der Perkussion fasziniert? Welche kulturellen Aspekte des Lebens beeinflusst die Perkussion?

Trommeln und Flöten waren die ersten Instrumente in vielen Kulturen. Vor der Ausbreitung des Christentums haben in unserem Lebensraum und in Ägypten vor allem Frauen getrommelt. Auch heute noch spielt die Trommel in vielen Ländern eine wichtige Rolle bei Ritualen zur Geburt, Hochzeit, bei Begräbnissen, Prophezeiungen, geistigen Heilungen und in der Kommunikation mit den Gottheiten. Der Rhythmus hält eine Gemeinschaft zusammen, sie bewegt sich in ihm, es ist eine gemeinsame Sprache, die verbal und nonverbal kommuniziert wird. Die Kunst der Perkussion ist im Orient besonders fantasievoll ausgeprägt, am komplexesten und schwierigsten ist die indische Rhythmik.

Sie hat sehr viel mit Mathematik, aber auch mit Sprachrhythmus zu tun. Von Indien aus beeinflusste sie die Rhythmik arabischer Kulturen, Griechenlands, des Balkans. Durch die erste arabische Invasion im achten Jahrhundert und die zweite turko-arabische Invasion im 12. Jahrhundert ist die indische Rhythmik mit den rhythmischen und melodischen Variationen der Invasoren wieder nach Indien zurückgekommen – vor allem in den Norden Indiens und hat zur Teilung in die nordindische klassische Musik und die südindische karnatische Musik geführt.

 

Was können Interessierte bei dir im Unterricht lernen, das sich vom klassischen Trommelunterricht unterscheidet? Für welche Trommelart kannst du deine Expertise anbieten? Erfolgt der Unterricht sowohl einzeln als auch in Gruppen?

Bei mir können Interessierte gerade und ungerade Rhythmen aus verschiedensten Kulturen lernen. Ich vermittle Rhythmen aus Indien, Trinidad, der Türkei, Ägypten, Westafrika und kreiere neue Grooves damit. Diese sind polyrhythmisch, oft schreibe ich noch selbst passende Stimmen zur Ergänzung oder für die Basstrommeln dazu. Ich transponiere sozusagen Rhythmen auf andere Instrumente und notiere diese in einer leicht lesbaren Tabelle, die Zählzeit, Schlagtechnik und Silben zum Mitsprechen kombiniert.

Zudem liebe ich ungewöhnliche Metren. Ich unterrichte vor allem auf Rahmentrommeln und Djemben. Die Djemben sind sehr gut zum Unterrichten geeignet, weil sie sehr schnell einen guten Klang produzieren, der den TeilnehmerInnen gefällt. Bei den indischen Trommeln braucht es oft Wochen, bis die Klänge so klingen, wie sie sollten. Ich biete Einzel- und Gruppenunterricht an.

Seit 1996 tritt sie auch zusammen mit einer Band auf

 

Sind eigene Instrumente erforderlich oder können Instrumente auch auf Anfrage organisiert werden? Wie sieht der Unterricht bei dir aus? Können die Teilnehmer auch etwas Theorie lernen? Wie lange dauern die Kurse normalerweise?

Eigene Instrumente sind immer willkommen, bei Bedarf kann ich über die Firma Drumparam oder über KollegInnen Instrumente ausborgen. Ich habe selbst auch ein paar Djemben. Theoretisch können TeilnehmerInnen bei mir lernen, wie die Rhythmen auf unterschiedlichsten Instrumenten gespielt werden, wie sie im originalen Kontext unterrichtet werden und natürlich erzähle ich auch immer wieder aus meiner „Wissenskiste“. Die Kurse dauern unterschiedlich lang – demnächst (ab 30.09.) startet ein Ensemble Kurs im Sputnik Sport Studio im vierten Bezirk. Es gibt 11 Termine, je eine Stunde pro Woche. Ich unterrichte eine Fortgeschrittenengruppe einmal monatlich in einer Doppelstunde, biete aber auch Wochenendworkshops an. Schulprojekte dauern zwischen zwei und vier Stunden. Es gab auch schon Aufträge für Nachmittagsworkshops in Jugendzentren.

 

Wann kann man sagen, dass man das Trommelspielen beherrscht? Welche Trommel ist am schwierigsten zu lernen und warum?

Wie auch bei allen anderen Instrumenten gibt es beim Lernen kein Ende in Sicht. Die rhythmische Vielfalt unserer Welt ist unbegrenzt. Meiner Erfahrung nach dauert es ohne musikalische Vorerfahrung mindestens zwei Jahre, bis ein Repertoire verinnerlicht wurde, bis Rhythmen in verschiedensten Geschwindigkeiten gespielt werden können, bis diese groovig gespielt werden und auch bei einfachen Arrangements nicht gleich „kippen“.

Es hängt natürlich alles vom Talent ab und von den zeitlichen und räumlichen Möglichkeiten zu üben, was ja gerade bei Schlaginstrumenten immer sehr problematisch ist. Am schwierigsten sind die indischen Instrumente Tablas und Mrdangam zu lernen, weil die Schlagtechnik viel Fingerfertigkeit verlangt und die Rhythmen unglaublich komplex sind. Da sie nach additivem System generiert werden, gibt es nicht nur 5-, 7- und 9-schlägige Rhythmen, sondern auch Zyklen von 29 Schlägen, die noch weiter variiert werden können. Ich stehe sehr auf diese „schrägen“ Rhythmen, sie bewirken eine spezielle Regung des Geistes. Sie erweitern den Horizont. Rhythmen sind fühlbar, für mich sind sie Lebewesen, denen wir spielerisch und respektvoll begegnen.

Auch beim Trommelspielen lernt man nie aus

 

Trommeln als Teil der Komplexität des Lebens

Trommeln ist viel mehr, als das bloße Schlagen auf einen Gegenstand, der einen Laut erzeugt. Es bringt Menschen und Kulturen näher und hat die Möglichkeit, sie zu vereinen. Hinter dem Trommeln steht viel Tradition und noch mehr Kultur. Genau dieser Aspekt ist wichtig für die Herangehensweise an die Musik. Obwohl das Trommeln im ersten Moment simpel erscheint, dauert es trotzdem Jahre, bis man es beherrscht und man lernt niemals aus.

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