Das Angebot an pflegender und dekorativer Kosmetik ist groß und man könnte annehmen, dass für jeden Bedarf etwas dabei ist. Aber genau wie bei der Ernährung, möchten immer mehr Menschen auf Fertigprodukte und die damit oft verbundene Chemie verzichten. Wer ganz genau wissen möchte, wie sich seine Kosmetik-Produkte zusammensetzen, macht sie am besten selbst.
Wir haben mit Eva Loidl über die Möglichkeiten gesprochen. Die 27-Jährige lebt mit ihrem Freund in Leonding, in Oberösterreich, wo es sie beruflich hin verschlagen hat. Ihr Heimatort liegt im Salzkammergut, welchen sie auch heute noch sehr gerne und oft besucht. Dort konnte sie mitten in der Natur aufwachsen und kam bereits von klein an mit Pflanzen und Kräutern in Berührung. Sie liebt es ihre Freizeit, neben der Naturkosmetik, mit ihrer Familie und ihren Freunden, sowie in der Natur und mit ätherischen Ölen oder beim kreativen Papierarbeiten, wie zum Beispiel die Herstellung von Verpackungen, Einladungen, Grußkarten, Hochzeitspapeterie, usw. zu verbringen.
Hauptberuflich hat sie nichts mit Kosmetik zu tun. Sie hat Medientechnik und –design sowie Interactive Media studiert und ihre Arbeit als Webentwicklerin ist sehr computerorientiert. Dazu suchte sie einen Ausgleich, der möglichst wenig Computerinteraktion verlangt. Da sie schon immer gerne Dinge selbst hergestellt hat und als Kind bereits begeistert vom Salben rühren und Tees mischen im Apothekerberuf war, entschloss sie sich eines Tages selbst eine Lippenpflege und Ringelblumensalbe zu rühren. Damit hat alles begonnen und aus Leidenschaft hat sie sich entschlossen, immer mehr selbst hergestellte Produkte in ihren Alltag zu integrieren.
Sie besuchte zahlreiche Kurse und entschied sich 2018 dazu, die Ausbildung zur Wild- und Heilkräuterpädagogin zu absolvieren. 2019 folgte jene zur Fachfrau für Aromatologie. Da die Reaktionen darauf in ihrem persönlichen Umfeld ausschließlich positiv waren und die Nachfrage nach gerührten Produkten immer größer wurde, beschloss sie dann selbst Kurse zum Thema „Naturkosmetik selber machen“ anzubieten. Diese Workshops macht sie quer durch ganz Oberösterreich. Dazu kam dann ein eigener Online-Shop mit Rohstoffen, da sie am Ende eines jeden Kursen immer gefragt wurde, woher diese bezogen werden können. Bei der technischen Umsetzung war ihre hauptberufliche Tätigkeit natürlich sehr hilfreich. Alles zusammen läuft unter dem Label Grassy Beauty.
Seither bekommt sie viel positives Feedback. Es freut sie immer wieder in die glücklichen Gesichter Ihrer TeilnehmerInnen zu sehen, wenn diese ihre eigenen Produkte in Händen halten. Es ist ihr wichtig ein Bewusstsein für den eigenen Körper, aber auch für die Zusammensetzungen handelsüblicher Pflegeprodukte zu schaffen. Unser Körper wird tagtäglich mit vielen schädlichen Stoffen aus Mikroplastik, Silikonen und Erdöl konfrontiert, manche davon weisen eine hormonverändernde Wirkung auf. Es ist ihr ein Anliegen aufzuzeigen, wie einfach, schön und praktisch es sein kann die eigene Kosmetik herzustellen.
Grundsätzlich arbeitet Eva Loidl für Grassy Beauty alleine. Sollte es aber mal stressig werden und noch dringend Bestellungen bis mitten in die Nacht fertig gemacht oder neue Rezepte getestet werden, so steht ihr ihr Freund jederzeit mit Rat und Tat zur Seite.
Schon von Kindheitstagen an liebe ich es, Dinge selbst herzustellen. Sei es Deko, Floristik, Backen, Nähen, etc. es gibt nur wenige Sachen, die ich nicht selbst schon ausprobiert habe. Eines Tages fielen mir Rezepte für einen Lippenbalsam und eine Ringelblumensalbe in die Hände. Nachdem ich die benötigten Rohstoffe zusammengetragen hatte, habe ich einen Versuch gestartet und Gefallen daran gefunden.
Schon wenige Zeit später wollte ich auch Cremen selber rühren. Um die Grundlagen zu erlernen besuchte ich einen Basiskurs für Naturkosmetik. Erst hatte ich einfach Spaß und Freude am Herstellen meiner eigens auf mich abgestimmten Produkte. Später habe ich mich näher mit den Inhaltsstoffen herkömmlicher Kosmetik beschäftigt und mit Entsetzen festgestellt was wir unserem Körper damit täglich zumuten. Dies war schlussendlich der Beweggrund selbst einfache Dinge wie Zahnpasta, Deo, Duschgel und ähnliches herzustellen.
Bei selbst gefertigten Produkten überwiegt auch der Vorteil, sie den eigenen Bedürfnissen anpassen zu können. Man kennt alle Inhaltsstoffe, kann diese austauschen und auf potentielle Allergien, Vorlieben und Faktoren wie Jahreszeit, Temperaturen und Hautgegebenheiten Rücksicht nehmen.
Naturkosmetik selbst herzustellen ist grundsätzlich überhaupt nicht schwierig. Vor allem Produkte wie Zahnpasta, Deo, Salben und Lippenpflege sind schnell und einfach gemacht. Es ist ganz ähnlich wie Kuchen backen: man stellt sich seine Rohstoffe bereit, fügt diese laut Rezept zusammen und schon kann alles abgefüllt werden. Wichtig ist auf Hygiene und keimfreies Arbeiten sowie genaues Abwiegen zu achten.
Etwas komplexer ist die Herstellung einer eigenen Creme, da hier mit verschiedenen Phasen gearbeitet wird und der PH-Wert eingestellt werden muss. Hat man den Vorgang aber erst einmal gesehen und verstanden, so kann eigentlich nicht mehr viel schief gehen. Beim ersten Versuch in den eigenen vier Wänden haben bisher noch alle meine TeilnehmerInnen gesagt, dass es wirklich einfach ist.
Mein Equipment besteht hauptsächlich aus einer Feinwaage, einem kleinen Mixer, Wasserbad (heiß und ggf. auch kalt), kleinen Löffeln und Spateln, eventuell einem Glasrührstab, Küchenrolle, Desinfektion und kleinen Schüsselchen um Rohstoffe ggf. vorzulösen.
Je nachdem welche Produkte man herstellen möchte variiert die Zusammenstellung der Rohstoffe etwas. Am Wichtigsten sind aber geeignete Pflanzenöle (z.B. Mandelöl, Distelöl, Avocadoöl), Buttern, Wachse und Konsistenzgeber (z.B. Sheabutter, Kakaobutter, Bienenwachs, Cetylalkohol), ein schönes Hydrolat nach Wahl (z.B. Lavendel- oder Rosenhydrolat), ein Emulgator (bei Cremen, Anfängern empfehle ich meist Emulsan) und natürlich Wirkstoffe (Extrakte, Ätherische Öle, Wirkstofföle, etc.) je nach Bedürfnissen.
Außerdem ist es wichtig, Produkte mit Wasserphase immer zu konservieren um eine Verkeimung innerhalb weniger Tage zu vermeiden. Dafür benötigt man PH-Wert-Teststreifen, Milchsäure oder Natron (zum Einstellen des PH-Werts) und einen geeigneten Konservierer (z.B. Biokons oder Rokonsal). Abhängig vom anzufertigenden Produkt werden noch Tenside (z.B. für Duschgel) oder Tonerden & Co (für Zahnpasta und Deo) benötigt.
Die Individualität der gerührten Produkte ist einer der größten Vorteile eigener Kosmetik. Fast jeder Rohstoff kann ausgetauscht und auf die persönlichen Vorlieben und potentielle Allergien angepasst werden. Dadurch lässt sich für jeden die richtige Creme finden.
Auf jeden Fall! Immer mehr Personen kommen auf mich zu und erkundigen sich nach Möglichkeiten um selbst einen Schritt in die Richtung des Selbermachens gehen zu können. Generell beginnt der Mensch meiner Meinung nach wieder mehr auf den Ursprung, einen bewussteren Lebensstil und die Herkunft der Produkte zu achten. Bio und lokale Bezugsquellen werden immer deutlicher ein zentraler Aspekt unseres Lebens.
Diese Art der Aufklärung begann bei der Ernährung und breitet sich nach und nach auch Richtung Körperpflege aus. Der Trend geht zu mehr Körperbewusstsein, Entschleunigung und den Verzicht auf Produkte die mithilfe von Tierversuchen entwickelt werden. Außerdem ist es zugleich ein wunderschönes Hobby, welches sich mit der Natur verbinden lässt indem man Mazerate, Pflanzenauszüge und Tinkturen selbst herstellt und verarbeitet.
Wenn man die Inhaltsstoffangaben auf handelsüblicher Kosmetika liest, bekommt man den Verdacht, dass es sehr kompliziert sein muss, Kosmetik herzustellen. Das mag für die chemischen Produkte auch zutreffen, aber Naturkosmetik herzustellen ist einfacher als viele Menschen sich das vorstellen. Durch den Besuch eines Naturkosmetik-Kurses lernt man die Grundlagen, vor allem alles, was man über die jeweiligen Rohstoffe wissen muss. Wir danken Eva Loidl für dieses informative Gespräch und den Einblick in die Welt der Naturkosmetik.