Auch Musiker und Musikerinnen lernen und entwickeln sich beständig weiter. Eine gute Möglichkeit für diese Weiterentwicklung bieten Workshops. Bei denen geben unterschiedliche Referenten und Referentinnen ihr Wissen weiter. Die Teilnehmer inspirieren sich beim gemeinsamen Musizieren gegenseitig. Dabei entstehen unter Umständen sogar neue Projekte, für welche die Musiker über den Workshop hinaus zusammen arbeiten.
Um mehr über Workshops dieser Art zu erfahren, haben wir mit Alfred Bäck aus Wien gesprochen. Der Musiker (Drums, Perc, Voc), der selbst zahlreiche Musikprojekte im Bereich Jazz, Funk, Blues, Latin, und Pop realisiert ist Obmann des Verein zur Förderung moderner Musik im Waldviertel, der zum Beispiel den Workshop Jazz WORKS organisiert und auch weitere Projekte wie den Chor-Workshop VOICE-WORKS oder die Konzertreihe „The Art of Voice“:
Musik hat ihn schon immer begeistert und so war er bereits im Alter von 14 Jahren als Autodidakt Mitglied einer Band im Freundeskreis. Zunächst war die Musik aber nur sein Hobby und er absolvierte eine technische Ausbildung im Bereich Elektrotechnik, wechselte dann in den Lehrberuf mit einer pädagogischen Ausbildung zum Hauptschullehrer in Musik und Mathematik und war 7 Jahre in diesem Beruf tätig. Dazu absolvierte er nebenher das IGP Studium mit Hauptinstrument Schlagzeug an der Musikuniversität Wien und war ca. 20 Jahre in Musikschulen als Schlagzeuglehrer tätig.
Es ist ihm ein Anliegen mit dem Zugang zur Musikvermittlung einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag zu leisten, denn dabei werden wichtige Kompetenzen wie soziales Verhalten, Empathie, Vertrauen in eigene Stärken, Mut zu individuellen Ausdrucksformen, Wertschätzung anderer Ansichten und Zugänge als Bereicherung, sowie lustvolles Lernen gefördert, durch Musik als Universalsprache, bei kreativem, geschlechter-, generationen-, nationen- und milieuübergreifendem gemeinsamen Tun. Daraus entstanden auch die Projekte, die er zunächst allein entwickelte. Inzwischen teilt sich die Arbeit ein kleines Team, bestehend aus 3 bis 4 Personen.
Die Idee ist in erster Linie eine Woche lang das Erlebnis in einer wohlwollenden Atmosphäre gemeinsam Musik zu machen (was in den wenigsten Ausbildungsstätten der Fall ist), egal auf welchem (technischen) Level sich die Teilnehmer befinden. Das heißt, wir haben sehr darauf geachtet ein ReferentInnen-Team auszuwählen, welches eben neben der fachlichen, auch die pädagogischen und sozialen Fähigkeiten mitbringt, um so eine Atmosphäre entstehen zu lassen (bei uns hat die Jazz-Polizei Aufenthaltsverbot). Das hatte auch zur Folge, dass einige der StudentInnen (nach 13-jährigen Bestehen unseres WS) mittlerweile mit den ReferentInnen in professionellemKontakt (gemeinsame Projekte, Bands) stehen, es also eine Durchlässigkeit gibt (weil nicht in Hierarchien gedacht wird). Weiters hat das zur Folge, dass es relativ viele „WiederholerInnen“ gibt (ca. 60%, viele davon oftmals, manche sogar alle 13 Mal), da es wie gesagt, in erster Linie um das Erlebnis geht, der Lerneffekt oftmals auf Grund der Lust-Verstärkung basiert statt auf Leistungskriterien.
Wir haben eine HöchstteilnehmerInnenzahl von 100 Menschen, weil der Ort, die Unterbringung, die Versorgung und nicht zuletzt die Qualität der Kurse damit an seine Grenzen stößt. Die Zahl wurde ab dem vierten Jahr immer erreicht, zusätzlich hatten wir für die meisten Instrumentenklassen Wartelisten. Das heißt wir sehen uns bzgl. der Nachfrage absolut bestätigt.
Die Zukunft unserer Aktivitäten sehe ich in erster Linie in der Optimierung der Rahmenbedingungen, und der Bewahrung einer gewissen Achtsamkeit in Bezug auf eventuelle Abnutzungserscheinungen (wie viel Lust haben die handelnden Personen noch am Projekt, ihrer Lehrtätigkeit).
Die Struktur des Angebotes unterscheidet sich nur unwesentlich von anderen WS dieser Art. Am Vormittag gibt es Instrumentalunterricht, meistens in 2 Gruppen. Oder teilweise als Einzelunterricht organisiert, für Trompete/Posaune, Sax/Klarinette, Geige/Cello, Gitarre, Klavier, Kontra-/E-Bass, Schlagzeug, Elektronische Musik, Gesang. Parallel dazu Jazz-Theorie und Komposition.
Am Nachmittag gibt es Ensembleunterricht für 11 verschiedene Ensembles mit Angeboten zu unterschiedlichen Genres (Jazz, Pop, Funk, Weltmusik, frei improvisierte Musik, elektronische Musik, thematisch orientierte Musik, …) Es gibt dabei keine Genre-Grenzen, oftmals entsteht die Musik beim gemeinsamen Tun, Impulse der Teilnehmer werden wahrgenommen und eingebaut.
Am späten Nachmittag werden Lectures zu musikrelevanten Themen angeboten (Rhythmisches Training, Auftrittsangst, Notenschreibprogramme, Selbstvermarktung, Fördermöglichkeiten für Musikprojekte und noch mehr), am Abend folgen gemeinsame Jam-Sessions, teilweise mit Schwerpunktvorgabe (Song-Abend, Acoustic-Session, usw.).
Ein Fußballmatch mit der örtlichen Jugend inklusive musikalischer Interpretation am Spielfeldrand, ein Disco-Abend, und oftmals spontan entstehende Aktivitäten („Hammond Eggs“ = Reste-Essen in Eierspeiseform mit Open-Air-Session, inkl. einer B3-Hammond-Orgel, Bläserensemble,) runden das Angebot ab. Zum Abschluss gibt es natürlich ein Konzert der Ensembles, um das die Woche Erarbeitete einer Öffentlichkeit zu präsentieren.
Die Kursgebühr beträgt je nach Einzahlungszeitpunkt für Erwachsene zw. 300.- und 340.-€, für SchülerInnen und StudentInnen bis 26 Jahre zwischen 250.- € und 290.-€. Es gibt keinen Mitgliedsbeitrag, man meldet sich mit seinem/ihrem Instrument in der jeweiligen Klasse an.
Der Workshop ist in erste Linie für MusikstudentInnenen, HobbymusikerInnen mit Banderfahrung, KlassikerInnen, MusiklehrerInnen und ProfimusikerInnen. Für AnfängerInnen ist dieser Workshop nicht geeignet. Es gibt keine speziellen Angebote für Kinder, das würde unsere Kapazitäten übersteigen.
Die Teilnehmer müssen natürlich ihre Instrumente, gegebenenfalls samt Verstärker mitbringen, eigene Kompositionen und Ideen sind ausdrücklich erwünscht.
Zu Beginn gibt es ein ca. 2,5-stündiges Konzert der Referenten, welche bereits am Vortag anreisen, um dafür zu proben. Zu hören sind größtenteils Eigenkompositionen und Arrangements der anwesenden MusikerInnen, die auch in ihrem sonstigen künstlerischen Schaffen stark vernetzt und befreundet sind. Wie bereits erwähnt, findet am Ende des WS ein großes Abschlusskonzert der 11 Ensembles statt. Dazwischen gibt es die bereits erwähnten Jam-Sessions, das musikalisch begleitete Fußballmatch, die Bespielung des im Ort befindlichen Lichtweges „Via Lucis“ (12 Stationen eines spirituellen Platzes mit dazu passenden Skulpturen www.zwalk.at/der-via-lucis-in-schoenbach), und diverse spontane Ensembleauftritte (Geigen-Ensemble, Sax-Ensemble, Elektronisches Ensemble, Hammond Eggs-Session).
Die Vergabe der Unterkünfte wird von uns organisiert. Aufgrund der relativ überschaubaren Angebote vor Ort ist die Koordination notwendig. Wir organisieren auch Mitfahrgelegenheiten, da Schönbach öffentlich nur sehr schwer erreichbar ist.
Dies wird besonders in solchen Workshops sehr deutlich, wenn Musiker in unterschiedlichem Alter und von unterschiedlicher Herkunft, die zudem ganz verschiedene Musikrichtungen favorisieren, zusammen lernen und arbeiten, sich für die anderen Musikbereiche öffnen und gemeinsam Neues erschaffen. Es entstehen neue Freundschaften und teilweise finden sich Teilnehmer sogar für gemeinsame Zukunftsprojekte zusammen. Vielen Dank an Alfred Bäck für dieses Gespräch und den Einblick in die Arbeit seines Vereins.