Kaum etwas berührt uns so sehr, als eine schöne Melodie zu hören. Ob instrumentale Musik, Chöre oder Solostimmen – schon bei kleinen Kindern kann man beobachten, wie sie sich emotional tief bewegen lassen. Und auch unsere heutige Interviewpartnerin hat bereits in ihrer Kindheit viel gesungen und selbst Lieder erfunden: Nina Bauernfeind wurde 1977 in Villach geboren und lebt heute mit ihrem Mann und den beiden Kindern in Wien.
“Mein Beruf ist die Stimme”, erzählt uns Nina, die selbstständig als Sängerin, Sprecherin sowie Atem- und Stimmpädagogin tätig ist. Als Sängerin und Sprecherin arbeitet sie in zwei verschiedenen Teams bzw. Bands, als Atem-und Stimmpädagogin arbeitet sie alleine in Einzelstunden oder Gruppenworkshops in Wien. Nina ist Singer/Songwriter beim dreampop Duo „La Fons“, gibt Lesekonzerte für Kinder auf Theaterbühnen und in Volksschulen, produziert Hörbücher mit dem Duo „Die Donaupiraten“ und ist außerdem als Hochzeitssängerin mit dem Frauen-Duo heart. beat. in Österreich und Deutschland unterwegs.
Somit besitzt Nina eine langjährige Bühnenerfahrung als Sängerin, Songwriter und Rezitatorin, hat ein Sprecherdiplom sowie die Weiterbildung zur Stimmpädagogin nach Atem-Tonus-Ton (R) absolviert. “Die körperzentrierte Stimmarbeit begeistert mich, macht mich mutiger und freier beim Singen und Sprechen und ist Basis meiner Stimmbildungsarbeit”, verrät sie uns noch im Interview: So sei sie als Kind und junge Frau immer sehr aufgeregt vor Publikum gewesen, aber habe begonnen ihre Grenzen zu überschreiten und Abenteuerlust und Neugierde auszuleben.
Zu mir kommen Menschen, die gerne singen wollen und sich noch nicht so richtig trauen, aber auch Profis, die beruflich auf der Bühne stehen und mehr Freiheit suchen. Manche wollen beim Sprechen, im Beruf oder auch in der Familie besser gehört werden.
Ich gehe in den Einzelstunden individuell vor. Wir arbeiten mit bewegten Atemübungen an Gelassenheit, Präsenz und Selbstvertrauen. Oft helfen erdende Übungen, die die Füße und den Kontakt zum Boden in den Mittelpunkt stellen. Tatsächlich ist der ganze Körper von den Fußsohlen bis zur Schädeldecke an einer natürlichen, durchscheinenden und berührenden Stimme beteiligt. Manchmal beginnt die Arbeit aber auch damit, Hände und Kiefer für die lebendige Kommunikation geschmeidig zu bekommen.
Die Kiefermuskeln sind die stärksten im menschlichen Körper. Sie sind gute Begleiter, wenn es darum geht, unseren Willen durchzusetzen, die Zähne zusammen zu beißen und durchzuhalten. Beim Artikulieren brauchen wir eine geschmeidige Kiefermuskulatur und Zunge, damit wir die Sprache mit Leichtigkeit formen und unsere Aussage ungehindert zum Gegenüber strömt.
Eine verfeinerte Körperwahrnehmung macht uns unsere Ressourcen bewusst und stärkt – im täglichen Leben und auf der Bühne. Und so öffnen wir uns leichter für das Gegenüber, sei es eine Gesprächspartnerin oder ein großes Publikum. – Singen ist Kommunikation, lebendige Kommunikation!
Ich arbeite mit Gedichten und Popsongs. Manche KundInnen bringen mir Songs und ich begleite sie mit der Gitarre. Wir erforschen gemeinsam die Facetten der Stimme. Das ist lustig, berührend, manchmal auch beängstigend, wenn wir an Grenzen stoßen und unsere Scham zu überwinden lernen … Und so gut wie immer hebt eine Stimmbildungs-Stunde die Stimmung.
Regelmäßig gebe ich in der Kunst-VHS in Wien auch Kurse für Gruppen zwischen 5 und 14 TeilnehmerInnen. Das Üben am Atem in der Gruppe und gemeinsam zu Tönen ist bereichernd und stärkend. Außerdem hat die Gruppe den Vorteil, dass wir die Bühnensituation mit dem Publikum erleben können.
Von 10. bis 17. Oktober 2020 gebe ich gemeinsam mit Ali Foeger, dem Lagerfeuermann, einen „Meerstimmig“-Workshop auf Kreta. Darauf freue ich mich auch schon sehr!
Mein musikalisches zu Hause ist die Popularmusik. Ja, ich unterrichte modernen Gesang. Mein Ziel im Unterricht ist es, mit der Stimme zu berühren, eine Geschichte zu erzählen. Wichtigste Grundlage meiner Arbeit ist die Methode Atem-Tonus-Ton (R), entwickelt von der wundervollen Maria Höller-Zangenfeind auf Basis der Atemraum-Arbeit nach Ilse Middendorf.
Im Zentrum steht die Körperwahrnehmung und das Vertrauen in die eigenen Ressourcen zu stärken sowie die Facetten der Stimme gemeinsam zu erforschen. Wie wenig muss ich tun, damit ein Ton entsteht? Wie mache ich es mir leicht? Kann ich meine Stimme genießen und fließen lassen, fliegen lassen?
Manche KundInnen gehen schon nach zwei Einheiten gestärkt weiter, andere nutzen die wöchentliche Stunde bei mir über Jahre hinweg. Wenn wir neugierig bleiben, bleibt die Arbeit mit dem Atem und der Stimme immer neu und spannend. Weil der Atem auch unsere seelische Verfassung spiegelt, und die ist ständig im Wandel und lebendig.
„Singen ist Geben. Geben, was ich habe. Nicht, was ich nicht habe oder gerne hätte.“ – So oder so ähnlich sagt es die großartige Sängerin und Kabarettistin Marie Thérese Escribano, und ich vermittle das so weiter.
Das, was im Moment zur Verfügung steht, wahrnehmen und damit spielen. Ich brauche nichts zu verstecken, ich brauche auch nichts hinzuzufügen. Wenn meine persönliche Geschichte mitschwingen darf, berühre ich mit meiner natürlichen Stimme. Das funktioniert in jedem Alter.
Nicht jeder kann richtig intonieren, die meisten können es durch Übung lernen. Aber jeder kann klingen und tönen und den Emotionen Ausdruck verleihen: Die einen sehr subtil, die anderen mit großer Geste. Alles ist erlaubt. Und wer Neugier mitbringt, wird sein klangliches Repertoire, seinen Spielraum erweitern.
Einmal die Woche oder alle 2 Wochen empfehle ich eine Stunde zu nehmen. In der ersten Einheit nehme ich mir besonders viel Zeit, damit wir Wünsche und Ziele besprechen und einander kennenlernen können. Viele nehmen aus der ersten Begegnung schon wertvolle Impulse und Erkenntnisse mit. Dafür berechne ich das gleiche Stundenhonorar wie für alle folgenden Stunden.
Schon in ihrer Kindheit fühlte sich Nina der Musik und dem Singen verbunden, später entdeckte sie ihre Solostimme und sang in Bands. In ihren Stunden versucht sie, die Teilnehmer individuell zu betreuen und ihr Selbstvertrauen aufzubauen. Bestimmte Übungen helfen dabei, die Muskulatur und Gelenke geschmeidig zu halten und frei zu atmen. Denn auch die Körperhaltung ist wichtig, um eine Stimme entfalten zu können. Dabei soll man sich unbedingt wohlfühlen, dann fällt es leicht, gelassen die eigene Stimme zu entdecken und lachend Grenzen zu überschreiten. Schon eine Einheit kann da viel bewegen und mit regelmäßigem Üben kann jeder bei Nina so einiges aus der Stimme herausholen.
www.ninabauernfeind.at
www.la-fons.com, www.donaupiraten.wien