Der Alltag der heutigen Zeit ist geprägt durch Zeitpläne und Leistungserwartung. Um den Stress des Alltags hinter sich zu lassen und zu entspannen, gibt es verschiedenen Möglichkeiten. Die einen machen Sport, andere gehen gerne köstlich Essen und der dritte gleicht die Arbeit mit regelmäßigen Urlauben aus. Auch die künstlerische Tätigkeit wie z.B. die Arbeit mit Ton oder das freie Malen in einem Malort, mit vielen bunten Farben, ist eine Möglichkeit den Alltag auszublenden und sich ganz auf sich selbst zu konzentrieren.
Wie das Malspiel im Malort Salzburg aussieht, haben wir die Künstlerin und Inhaberin des Malorts Salzburg, Alexandra Häupl gefragt und mehr über ihre Arbeit erfahren.
Alexandra Häupl ist in München geboren und lebt heute gemeinsam mit ihrer Familie in Salzburg. Nach langjähriger Tätigkeit in der Wirtschaft wurde ihr durch ihre eigenen Kinder klar, dass ihr Herz für kreative Arbeit mit Kindern und Erwachsenen schlägt. So beschloss sie, ihren Bürosessel zu verlassen und die Leidenschaft zum Beruf zu machen: Malen & Töpfern mit Kindern, wie auch Erwachsenen!
Seit 2016 führt sie den Malort Salzburg. Neben dem klassischen Malspiel und bietet sie auch Einführungs- und Vertiefungsseminare für Pädagoginnen an, sowie ein kreatives Ferienangebot.
Der Malort Salzburg ist ein Malort basierend auf der Theorie von Arno Stern. Er besteht bereits seit 40 Jahren. Überdies hinaus ist er der erste Malort in Österreich, den Pij Arnold Klapproth damals eröffnete. Die Kinder von Alexandra Häupl und sie selbst malten dort mit großer Freude. 2016 übernahm sie diesen Malort zusammen mit einer Kollegin und führt den kreativen Ort weiter.
Anders als in herkömmlichen Malkursen gibt es im Malspiel keine Motivvorgabe und keine Bewertung oder Interpretation der Bilder. Im Malspiel steht der freudvolle Umgang mit Pinsel und Farbe, sprich der Prozess des Malens an sich im Vordergrund. Die Betonung liegt hier nicht auf dem Bild oder Kunstwerk. Diese zunächst ungewöhnliche Schwerpunktsetzung entstand aus der Beobachtung, dass Kinder nicht malen, um ein Bild fertigzustellen oder künstlerische Fertigkeiten zu entwickeln, sondern sie malen aus Freude an der Tätigkeit selbst. Das Malspiel führt Kinder, Jugendliche und Erwachsene wieder dieser beglückenden Beschäftigung zu.
Dabei entsteht die sogenannte natürliche Spur. Diese Spur ist das, was der Malende zu Papier bringt. Sie wird nicht mit Vernunft und Absicht entworfen, sondern sie drängt sich der Person von innen her auf. Das Kind inszeniert auf dem Bild seine eigene Welt. Für den Erwachsenen heißt spielen, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und in den Rhythmus von Form und Farbe einzutauchen. Das Kind und der Erwachsene werden mit ihrem ureigenen Ausdruck verbunden und erfahren somit das Ausmaß ihres ganzen Wesens. Fragt man langjährig Malspielende, was das MalSPIEL für sie bedeutet, so sprechen diese von unvergesslichen Erinnerungen, Beglückung, Freude und Lust.
Im Malort ist alles für das Malspiel vorbereitet. In seiner Mitte steht der Palettentisch mit seinen 18 leuchtenden Farben und hochwertigen Pinseln. Die vielen bunten Spuren an der Wand erzählen von über 40 Jahren Geschichte des Malortes Salzburg. Regelmäßig, einmal pro Woche trifft man sich hier zum Spiel mit Pinsel und Farbe. Eine Maleinheit dauert 90 Minuten.
Wir verwenden 18 hochwertige Gouache Farben, die man von Arno Stern beziehen kann, ebenso wie die Naturhaarpinsel. Die Farben sind wasserlöslich und sehr gut streichfähig. Sie haben eine lang anhaltende Leuchtkraft. Die Pinsel müssen vor Gebrauch ins Wasser gestellt werden, sie haben die Eigenschaft viel Farbe speichern zu können und damit eine gute Strichführung zu gewährleisten. Gemalt wird im Stehen auf festem Papier.
Der Malort ist ein wertvolles Pendant in der heutigen Leistungsgesellschaft. Unsere Kinder sind unzähligen Einflüssen ausgesetzt. Leistung bestimmt die Gesellschaft, und der Druck beginnt für die Kinder oft schon in sehr jungen Jahren. Aufgrund meiner eigenen Erfahrung sehe ich die Bedeutung des Malspiels darin, im geschützten Raum, ohne kritische Beurteilung, ohne Vorgabe, ohne Erwartung und ohne Maßregelungen ein Bewusstsein für die eigenen Fähigkeiten zu entwickeln und sein Können zu genießen. Im Malort kann sich Kind und Erwachsener mit Hilfe von Pinsel und Farbe ausdrücken und seine eigene Welt inszenieren und erleben. Gut oder schlecht gibt es im Malort nicht, niemand bewertet das gemalte. Jeder in der Gruppe respektiert und achtet das Spiel des anderen Spiel.
Wertschätzung gegenüber sich selbst und den Anderen ist ein wesentlicher Aspekt des Malspiels. Im Spiel entwickelt der Mensch Pinselfertigkeit, Geschicklichkeit und Genauigkeit, er entwickelt ein Gefühl für Farbe und Raum. Es entsteht Freude und Ausdauer in malerischer Tätigkeit. Das Eintauchen in die Welt des Malens sowie die Beständigkeit der farbenfrohen, lustvollen Tätigkeit stärkt das Bewusstsein seines Selbst. Am Ende des Malspiels werden im Malort sorgfältig aufbewahrt. Denn kostbar und lebendig ist deine Spur, die jeder Einzelne zu Papier gebracht hat! So wie Bewegung und Musik gehört auch Malen zu den Grundlagen unseres Lebens. Ich freue mich, das Malspiel vielen Menschen vermitteln zu können.
Durch die Kurse des Malort-Salzburg in Österreich profitieren zahlreiche Menschen von den erholenden Stunden. So kehren die Malenden gerne zurück und besuchen das Malspiel in regelmäßigen Abständen. Dank des gemeinsamen Zusammenkommens und des meditativen Charakters des Malens gelingt es den Teilnehmern Stress und Druck hinter sich zu lassen und eine Balance zwischen dem Alltag und der Freizeit zu finden.