Eigentlich könnte Ulrich Frey seinen wohlverdienten Ruhestand genießen. Denn der Dipl.-Ing., Architekt und Stadtplaner war von 1990 bis 2006 Baubürgermeister der Stadt Heilbronn. Dabei entwickelte er unter anderem das Stadtbahn-Projekt. Aber der gebürtige Stuttgarter ist lieber weiterhin ehrenamtlich aktiv – in der kleinen „grünen Oase“ der Stadt, in der insbesondere heimische Obstbäume und deren Wildsorten viele Besucher erfreuen.
Seit der Gründung des Botanischen Obstgartens Heilbronn hat Ulrich, Jahrgang 1947, den Vorsitz des Fördervereins inne, der damals anfing, das Gelände an der Kübelstraße in einen Schaugarten zu verwandeln. Ulrichs Frau, Helga Mühleck, hatte als stellvertretende Amtsleiterin im Grünflächenamt die Idee für die Anlage des Gartens und ist nach wie vor für dessen Entwicklung verantwortlich.
Ulrich hat drei erwachsene Kinder und vier Enkelkinder – wenn er sich gerade mal nicht um den Garten und anstehende Projekt kümmert, wird es ihm auch innerhalb seiner großen Familie keineswegs langweilig. Und falls doch, bleibt immer genug zu tun, sei es im Hofladen des Vereins oder bei der Planung neuer Veranstaltungen.
Nach den entsprechenden Beschlüssen des Gemeinderats habe ich den Garten von 2000 an zusammen mit Ehrenamtlichen und Mitarbeitern der Verwaltung, insbesondere des Grünflächen- und des Betriebsamts, aufgebaut. Seither verantworte ich als 1. Vorsitzender die Geschicke des Vereins und zusammen mit einem Team die Organisation der Märkte und der Veranstaltungen. Der Botanische Obstgarten hat sich auf diese Weise zu einer kleinen Oase und einem Stadtgarten für die Bewohner im Norden der Kernstadt entwickelt.
Er dient allen Altersgruppen als ein Ort der Erholung, aber auch den Wissensdurstigen, die mehr über die Gartenkultur, den Obstanbau, die Geschichte kleiner Gartenarchitekturen wissen wollen. Und den Kindern als pädagogischer Begleiter im Unterricht. Diese Mischung gefällt mir besonders. Ich bezeichne sie als einmalig in dieser Form, Fülle und Qualität. Durch die Susanne-Finkbeiner-Schule der Aufbaugilde Heilbronn wird freitag- und samstagnachmittags ein Café betrieben. Der Förderverein hat zur gleichen Zeit den Hofladen geöffnet, in dem Blumensträuße, Kränze und Gestecke aus dem Garten zum Verkauf angeboten werden.
Der Botanische Obstgarten ist aufgrund der Gemeinderatsbeschlüsse von 1998 und 2000 als Ausgleichsmaßnahme für den 1. Bauabschnitt der Stadtbahn eingerichtet worden. Dadurch sollen die durch das Stadtbahn-Projekt in der Stadt erfolgten Eingriffe in die Natur ausgeglichen werden. Mit der Planung der Ausgleichsmaßnahme war meine Frau Helga Mühleck betraut. Der Betrieb dieses „Lehr-, Schul- und Schaugartens“ wurde 2000 dem dafür eigens gegründeten Förderverein für Garten- und Baukultur übertragen. Der dem Verein zugrundeliegende Zweck ist die Förderung von Bildung in den Bereichen Natur und Umwelt.
Dieser Zweck wird durch ein jährlich neu aufgestelltes Veranstaltungsprogramm mit Führungen, Vorträgen und Seminaren, durch Marktveranstaltungen und kulturelle Veranstaltungen umgesetzt. Von großer Bedeutung ist das Ausbildungsprojekt „Elementa im Botanischen Obstgarten“, das Grundschulklassen unterrichtsbegleitende und kostenlose Kurse in den Bereichen Natur, Umwelt, Biologie anbietet. Dieses Angebot kann in Zusammenarbeit mit der vor Ort tätigen Jugendkunstschule auch noch künstlerisch-kreativ vertieft werden. Im Verein kann jeder Mitglied werden, indem er beim Vorstand die Aufnahme beantragt.
Wie der Name sagt, enthält der Botanische Obstgarten eine Sammlung heimischer Obstgehölze mit über 100 Sorten und den entsprechenden Wildsorten. Dieser Teil des Gartens richtet sich an alle, die über die Sortenauswahl, die Pflanzung, Pflege und Ernte von Obstgehölzen Bescheid wissen wollen. Außerdem sind auf etwa 3000 m² Stauden gepflanzt, die das ganze Jahr über einen Eindruck von der Sortenvielfalt der Blumen für unsere Gärten vermitteln.
Die Stauden werden im Hofladen des Fördervereins floristisch verarbeitet. Die Sammlung von inzwischen 15 historischen Gartenhäusern und Gartenlauben kann in dieser besonderen Präsentation als einmalig bezeichnet werden. Geschichtlich reicht die Sammlung vom Mittelalter über das 19. bis hin zum beginnenden 20. Jahrhundert und gibt so einen wertvollen Einblick in die Lebensweise unserer Vorfahren im Garten. Der Förderverein organisiert seit 2002 jedes Jahr im Juni einen hochwertigen Kunsthandwerkermarkt und im Oktober zum Erntedank einen Bauernmarkt mit Erzeugnissen, die überwiegend aus unserer Region stammen.
Der Förderverein bietet Führungen zu Themen aus den Bereichen Obst, Stauden, Garten- und Baukultur an. Die Führungen sind für jedermann, aber auch für spezielle Fachgruppen und Vereine zugänglich. Sie dauern in der Regel zwei Stunden und kosten drei Euro pro Person. Da der Garten behindertengerecht zugänglich ist, können auch ältere und in der Bewegung eingeschränkte Menschen durch den Garten geführt werden.
Eine Mischung, die einmalig in ihrer Form, Fülle und Qualität ist. So bezeichnet der 1. Vorsitzende des Fördervereins für Garten- und Baukultur Heilbronn e.V. den Botanischen Obstgarten Heilbronn. Ein Ort der Erholung, der aber auch den Wissensdurstigen, die mehr über die Gartenkultur, den Obstanbau und die Geschichte kleiner Gartenarchitekturen erfahren wollen, eine Quelle der Inspiration bietet. Kunsthandwerker- und Bauernmärkte gehören zu den vielfältigen Aktivitäten, die Ulrich Frey dort mit seinem ehrenamtlichen Team in die Wege leitet.