Ob Einzel- oder Paartherapie: Es ist nie leicht, sich Dinge einzugestehen oder sich einmal gänzlich auf die Sicht des Partners einzulassen. “Inviseda” ist ein Initialwort für “In Viam Se Dare” und bedeutet so viel wie, sich seinem Weg hinzugeben, ihn zu beginnen. Erst dann kann der Mensch die Reise zu sich selbst antreten.
Diese Reise zu begleiten, ist Anna Maria Binder-Kita ein großes Privileg. In ihrer Praxis für Psychotherapie und Paartherapie ist es ihre Aufgabe, Menschen mit besonderem Verständnis zu begegnen und sie in den verschiedensten Lebensphasen zu unterstützen. Als Psychotherapiewissenschaftlerin kann sie so nicht nur auf ihr akademisches Wissen und auf ihre fachspezifische Ausbildung in Integrativer Gestalttherapie zurückgreifen, sondern sich auf ein Netzwerk von KollegInnen verlassen. Dass sich die KlientInnen rundum gut betreut fühlen, ist Anna ein besonderes Anliegen – schließlich soll der Patient nicht immer wahllos von einem Therapeuten zum nächsten eilen müssen. So ist die gebürtige Badenerin auch Bezirkspsychotherapeutin für die Innere Stadt Wien und Hietzing, verfügt daher über gute Kontakte und vermittelt KlientInnen rasch. Da Anna sich einige Zeit in den Vereinigten Staaten aufgehalten hat, spricht sie zudem fließend Englisch.
Bereits früh in der Kindheit sei durch einen sehr guten und liebenswerten Lehrer ihr Interesse für Philosophie und Psychotherapie geweckt worden, erzählt uns Anna über ihren Werdegang. Besonders die therapeutische Ausbildung sei ihr sehr wichtig gewesen, erklärt sie uns, und habe sie in ihrer beruflichen Laufbahn gestärkt.
Ich liebe meinen Beruf – tatsächlich! Was mir besonders daran gefällt, ist, dass ich, je länger ich ihn ausübe, immer mehr Freude daran finde. Jeden Tag erfahre ich Neues und lerne daraus. Wie schon Mary Pipher in ihrem berühmten Buch “Ein Brief an eine junge Therapeutin” sagte: Das Besondere an diesem Beruf ist, dass man Menschen immer mehr Neugierde entgegenbringen kann. Die empathische Wertschätzung einer guten Psychotherapeutin ist wie ein Fass ohne Boden.
Dies ist auch der Grundstein für eine gute Therapie. Die KlientIn sollte sich verstanden, gut aufgehoben und akzeptiert fühlen. Ansonsten ist keine Veränderung möglich. Ein anderes wichtiges Element ist die therapeutische Beziehung – also, habe ich den Eindruck, dass meine Probleme meiner Therapeutin wichtig sind? Ist sie empathisch, verständnisvoll? Das ist das Um und Auf. Aber natürlich, ohne eigene Motivation und Veränderungswillen kann auch die beste Therapie nicht wirken – die Eigenverantwortung meiner KlientInnen steht immer im Mittelpunkt. Selbstverständlich ist aber auch Raum für Scherze und Humor.
Bei Paartherapien geht es darum, dass zwei Menschen auf gleicher Augenhöhe miteinander kommunizieren können und dabei – vielleicht – wieder besser zusammenfinden. In unserem stressigen Alltag ist es einfach, sich auseinanderzuleben oder Arbeit/Ausbildung und Familie den Vortritt vor der Beziehung zu geben. Aber Beziehungen gehören zu den wichtigsten Faktoren unserer Zufriedenheit, vor allem partnerschaftliche Beziehungen. Paartherapie ermöglicht es, dass man sich Zeit füreinander nimmt und sich ohne Alltagsstress um die wirklich wichtigen Themen kümmert – ich unterstütze dabei. Paarsitzungen dauern typischerweise 90 Minuten.
Ich bitte beide Teilnehmer herein und frage erst einmal, was sie hier heute herführt und welche Themen sie in dieser Sitzung ansprechen möchten. Wenn es ein Paar ist, das schon einige Male bei mir war, werde ich nach Fortschritten oder Veränderungen fragen. Ich erstelle Pläne mit meinen Paaren und Techniken, wie sie konkret an ihrer Beziehung arbeiten können. Aber oft geht es auch darum, Gefühle offen und in Ruhe auszudrücken – manchmal zum ersten Mal – und lang Ungesagtes endlich auf den Tisch zu legen.
Es gibt keinen „richtigen“ Punkt, um eine Paartherapie zu beginnen. Ob jemand ein halbes Jahr zusammen ist oder, ob gerade das zweite Kind am Weg ist – wenn die Gefühle der Hoffnungslosigkeit und des Überdrusses überwiegen, ist es an der Zeit, zu handeln. An der Zeit, eine Entscheidung zu treffen: Gehe oder bleibe ich? Bei beidem unterstütze ich.
Viele meiner Paare sind gestresste, hart arbeitende junge Menschen (25 bis 35), die sich gerade ein Leben oder eine Karriere aufbauen und versuchen, das mit einer Beziehung zusammen unter einen Hut zu bringen. Ich arbeite auch mit der LGBTQ Community oder mit Poly-Paaren. Mein besonderer Arbeitsschwerpunkt sind binationale Paare, also Paare aus unterschiedlichen Herkunftsländern.
Prinzipiell gibt es in Österreich mehr als 20 anerkannte Methoden für Psychotherapie. Gleich vorweg: Es ist nachgewiesen, dass sie alle funktionieren und keine “besser” ist als die anderen. Der Rest ist oft Geschmackssache. Ich bin auf die Integrative Gestalttherapie spezialisiert, weil ich eine Richtung wählen wollte, die mir die Möglichkeit gibt, mich sowohl in die Tiefe der Psyche und des Unbewussten zu bewegen, als auch im Hier und Jetzt auf einer Verhaltens- und Denkebene zu arbeiten. Zusätzlich habe ich hier die Möglichkeit, kreative Elemente miteinzubringen – wenn es für die KlientIn passt. Meine Richtung liegt relativ in der Mitte der in Österreich praktizierten Methoden, was Dauer und Herangehensweise angeht. Für meine KlientInnen ist vor allem wichtig, dass es wirkt!
Das ist eine sehr wichtige Frage. Tatsächlich ist die Auswahl des Therapeuten oder der Therapeutin die wichtigste Entscheidung des gesamten Therapieprozesses, weil nichts anderes den Erfolg der Therapie mehr beeinflusst als die Therapeutenwahl. Hier sind einige Fragen vorweg wichtig: Würde ich gerne mit einem Mann oder einer Frau arbeiten? Sind Alter oder Ethnizität wichtig? Viele meiner KlientInnen schätzen es, dass ich eher jünger bin und sie daher mit mir “auf einer Höhe” reden können und ich sie besser verstehe.
Dann ist die Frage der Richtung wichtig – möchte ich jemanden, der eher schweigt und hinter mir sitzt, oder jemanden, der mir konkrete Arbeitsaufträge gibt? Das Wichtigste bei der Therapeutenwahl zeigt sich aber im Erstgespräch: Fühle ich mich verstanden, habe ich den Eindruck, dass meine Therapeutin sich für mich interessiert, mich versteht? Kann ich mir vorstellen, hierher wöchentlich oder alle zwei Wochen zu kommen? Dazu kann es gut sein, sich mehrere Erstgespräche mit verschiedenen Therapeuten auszumachen. Ein gutes Qualitätsmerkmal ist, ob die Therapeutin dies unterstützt oder sogar empfiehlt! Innerhalb der ersten 3 bis 5 Stunden sollte sich dann klar zeigen, ob die Chemie stimmt oder nicht.
Für eine erfolgreiche Therapie ist neben dem Einfühlungsvermögen der Therapeutin auch die Beziehung zum Klienten oder zur Klientin entscheidend. Die Wellenlänge muss einfach passen. Daher ist es auch sinnvoll, mehrere Ansprechpartner zu konsultieren, um auch herauszufinden, wie man sich die Therapie im Detail so vorstellen kann. Denn, ob bei Einzel- oder Paartherapie, natürlich muss auch die Selbstinitiative gegeben sein. Und ist der Wille erst einmal da, können auch gemeinsam Strategien entwickelt werden, ein Dialog entstehen und Fortschritte beobachtet werden.