Viele Menschen reizt es, ohne dass sie es zugeben würden. Und nur durch diese unerwartete Nachfrage sind Bianca Großes Heimlichkeiten zu ihrem Beruf geworden: das Kartenlegen. Würden Sie auch gern einmal in die Zukunft schauen? Nur einen kleinen Blick darauf werfen, wie es finanziell in fünf Jahren aussieht oder ob man den Traummann bzw. die Traumfrau dann schon gefunden hat? Dann erklärt Ihnen die Betreiberin der kleinsten Buchhandlung in Sachsen-Anhalt im nachfolgenden Interview, wie Sie dazu kam, im Nebenzimmer Lebenshilfe zu geben und wie sie ihren Kunden auch in ungünstigen Situationen Weisheiten mit auf den Weg gibt.
In ihrer Buchhandlung findet man Ratschläge, Lebensweisheiten und “dunkle Damen” nicht nur in der Literatur. Die gelernte Friseurin ist aufgrund einer Krankheit in den Buchhändlerberuf gewechselt. Dort wäre sie wahrscheinlich auch geblieben, wenn die große Nachfrage sie nicht überraschend dazu gebracht hätte, sich ihr zweites Standbein als Kartenlegerin aufzubauen.
Die geborene Halberstädterin legt ihren Kunden und Kundinnen die Karten in ihrer Buchhandlung – diskret und ohne Aufmerksamkeit zu erregen, versteht sich. Dafür benötigt es vorweg einen Termin, da Bianca Große in den Räumlichkeiten sonst ihrer Haupttätigkeit nachgeht. So können mittlerweile nicht nur ihre Freunde und Verwandte einen kleinen Blick in ihre Zukunft werfen.
Nein, ich habe kein Vorbild. Ich bin in der DDR aufgewachsen. Da gab es keine tauglichen Karten. Auch spirituelle und esoterische Interessen waren verpönt. Als ich ein Kind war, hat meine Mutter manchmal Patiencen gelegt. Ein Geduldspiel, welches man mit Rommé-Karten auslegt. Es fordert viel Aufmerksamkeit, die Patiencen zu legen. Meiner damaligen Phantasie ist es geschuldet, dass ich den dort liegenden Patiencen Personen und „Geschichten“ zugeordnet habe, „die dunkle Dame“, „der helle Herr“ usw. Ich habe kleine Storys entwickelt, die ihren Ursprung in irgendeiner inneren Eingebung hatten. Später habe ich es dann mit „Mau-Mau“-Karten versucht, immer nur heimlich. Zu schnell wurde man ausgelacht für solche „Spinnereien“. Meine Ausbildungszeit hat mich dann abgelenkt. Erst als Buchhändler bekam ich wieder Zugang zu diesem Thema. Schnell sprach sich herum „..geh doch mal in die Buchhandlung und frage die Frau, die dort arbeitet…sie kann dir helfen…das muss ja keiner wissen, denn du gehst ja augenscheinlich in eine Buchhandlung“
Ich kann das Schicksal des Klienten aus dem Geburtsdatum heraus ermitteln, ebenso Charaktereigenschaften und Wesenheiten. Warum zwei Menschen sich nicht finden, während andere Beziehungen bis zum Tod bestehen bleiben. Ich erkläre die Episoden des Schicksals im Menschen. Ich kann sagen, ob ein Problem gut ausgeht und was der Klient dafür tun kann. Warum hat jemand immer Pech und findet nie den richtigen Job? Was will das Schicksal mir sagen, wenn…? Bei ungünstigen Prognosen rate ich dazu an, ein Vorhaben aufzuschieben, noch zu warten oder die Sache aufzugeben und sich für Alternativen zu öffnen. Ich kann sagen, warum etwas nicht so funktioniert hat, wie es gewünscht war. Meine Aussagen sind dabei immer direkt, da ich die Erfahrung gemacht habe, dass die Klienten die „durch die Blume“ gesagten Ratschläge nicht verstehen. Wenn die Aussichten schlecht sind, kann ich aufzeigen, was man tun kann, um das Schlimmste zu vermeiden, damit es nicht soweit kommt. Es muss gesagt werden dürfen, dass etwas nicht so weitergehen kann, weil die Folgen schlimm wären. Nur, wenn Warnungen ausgesprochen werden, kann man über Lösungen nachdenken und die Segel anders setzen.
Was ich nicht tun kann? Ich kann den Klienten sagen, wie er die Segel setzen kann, um wieder in sicheres Fahrwasser zu kommen. Ich kann aber nicht Kapitän seines Lebens werden.
Einen Stuhl und einen Tisch – ansonsten nur die Karten, einen Zettel und einen Stift für die Berechnungen des Geburtsdatums sowie natürlich auch das Telefon. Im Vordergrund steht dabei immer die Kommunikation mit dem Klienten. Für mich ist es wichtig, dass der Klient die Fragen klar stellt. Und zwar so klar und eindeutig, wie er auch bereit ist, die Antwort zu hören.
An den Seminaren kann jeder teilnehmen, der sich für das Kartenlegen oder für die Numerologie interessiert. Ich unterrichte nur in einzelnen Sitzungen, da die Erfahrung gezeigt hat, dass das Lernen in Gruppen nicht so ergiebig ist. Jeder Schüler lernt den Umgang mit den Karten und das, was Karten leisten können. Jeder Schüler bekommt Trainingstipps mit, um das erlangte Wissen anzuwenden. Zum Schluss bekommt jeder ein Zertifikat. Das gleiche gilt auch für die Seminare in der Numerologie. Die Kosten hängen individuell vom Seminar und von den Lektionen ab. Die Preise kann jeder auf meiner Internetseite einsehen.
Mit der großen Nachfrage hätte am Anfang wohl kaum jemand gerechnet – am wenigsten Bianca Große selber. Es hat aber für viele Menschen einen gewissen Reiz gegeben, sich in einer Buchhandlung die Karten legen zu lassen.
Heute bietet die 42-Jährige nicht nur diskrete, aber ehrliche und direkte, Lebensweisheiten an, sondern auch Seminare und Kurse in einzelnen Sitzungen. Nur mit ihren Karten, Zettel und Stift sowie Tisch und Stuhl kann Bianca Große ihren Kunden einen kleinen Einblick in die Zukunft und Tipps zur weiteren Lebensgestaltung geben. Die Umsetzung muss anschließend aber jeder für sich selbst in die Hand nehmen.