Sicher ist Kunst schön anzusehen, aber für einen Künstler mit Leib und Seele ist es viel mehr. Mit der Kunst drückt ein Künstler sich aus, verarbeitet Erlebtes oder drückt seine Emotionen oder seine Fantasie aus oder übermittelt Botschaften, denn dies ist nicht nur mit Wörtern möglich, sondern auch mit Bildern und Skulpturen.
Wir haben mit der Künstlerin Karin Angerer gesprochen. 1969 in Salzburg geboren, betrachtet sie die künstlerische Arbeit als die Quelle ihrer inneren Zufriedenheit. Kunst bedeutet für sie Erfüllung und Medium zugleich. Sie kann sich darin verlieren und wieder neu finden. Allerdings kam sie nicht auf direktem Weg zur Kunst. Obwohl sie schon als Kind jede Möglichkeit nutzte, zu malen, hat sie erstmal dem Wunsch ihres Vaters entsprechend, eine klassische Ausbildung absolviert. Nach der Matura besuchte sie den Fachlehrgang für Werbegrafik bei Prof. Herzner in Innsbruck, den sie mit Diplom abschloss.
Das ihr zu dieser Zeit noch keine Computer zur Verfügung standen, musste sie alles per Hand zeichnen und erhielt unter anderem eine Ausbildung in Zeichnen und Malen in der Natur und vor dem Objekt, naturalistische und stilistische Sachdarstellungen, anatomisches Zeichnen, perspektivisches Zeichnen, Schriftzeichnen, druckreifes Werkzeichnen und Fotomontagen. Ihre Leidenschaft ist so ausgeprägt, dass sie selbst nach einem ganzen Tag auf der Fachhochschule nach Hause ging und weiter malte. Ihr Kopf war ständig voll neuer Ideen.
Danach kehrtes sie nach Salzburg zurück und begann bei einer Werbeagentur zu arbeiten. Später wurde ihr eine Stelle als Werbeleiterin angeboten und sie blieb vier Jahre im Arbeitsstress hängen. In dieser Zeit malte sie kein einziges
Bild, und das war ihr zu wenig. Nachdem sie die Aufnahmeprüfung an der Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung in Linz bestanden hatte, studierte sie dort und besuchte die Meisterklasse für visuelle Mediengestaltung mit der Idee Regisseurin zu werden. An der Universität konnte sie neben den Hauptfächern in visueller Mediengestaltung, Videoschnitt und elektronische Medien ihr Wissen im Bereich Fotografie, Siebdruck, Farbenlehre und Kunstgeschichte vertiefen. Bei Prof. Eric v. Ess konnte sie ihr gebrauchsgrafisches Zeichnen und Malen weiterentwickeln. Letztendlich blieb sie nach einigen Filmprojekten der Grafik treu.
Dann veränderte 1999 ein Reitunfall ihr Leben und ihre Lebenseinstellung komplett. Nach dem erlittenen Schädel-Hirn-Trauma mit linksseitiger Lähmung, weshalb sie einige Monate in einer Klinik zubrachte, wollte sie unbedingt wieder malen. Durch ihre Verletzung musste sie als Linkshänderin die ersten Bilder mit rechts anfertigen.
Mit viel Übung und Physiotherapie kam nach 2 Jahren der ersehnte Erfolg. Sie konnte wieder malen und war zurück im Leben, welches sie nun aber völlig anders gestalten und ihre künstlerische Kreativität ausleben wollte. .
Durch Freunde und Künstlerkollegen bestärkt, bin sie im Oktober 2003 mit ihren Arbeiten auf die Künstlermesse in Salzburg. Seither präsentiert sie ihre Werke bei Kunstmessen, Ausstellungen u. Galerien im In- und Ausland. Durch Erfolg und Anerkennung motiviert, beschloss sie auf diesem Weg zu bleiben und sich in allen kreativen Bereichen weiterzuentwickeln und 2005 kam das eigene Atelier.
Sie arbeitet hauptsächlich mit Acrylfarben und räumt der Kolorierung nicht nur in stilistischer Hinsicht große Bedeutung ein. Ihre Arbeiten wollen kommunizieren, zum Nachdenken anregen, Emotionen wecken, aufrütteln, bewegen und auch erfreuen. Da ihre Bilder und Skulpturen von persönlichen Erlebnissen geprägt sind, lebt in ihnen die Offenheit, die Ehrlichkeit und die Lust. Der Mensch, Kommunikation und soziale Beziehungen sind ein zentrales Thema ihrer Arbeiten.
Seit 2006 gibt sie ihr Wissen und ihre Erfahrung weiter und bietet 1- oder 2-Tages Acryl-Malkurse an, sowie individuellen Einzel-Unterricht und einmal in der Woche auch ein After-Work-Malen in ihrem Atelier an. Auch hat sie schon in Hotels Malkurse geleitet und war bei der Sommerakademie in Altenmarkt jahrelang Kursleiterin.
Durch meinen Unfall wurde mir bewusst, wie schnell es mit dem Leben vorbei sein kann. Dadurch änderte sich meine Lebenseinstellung und meine Lebensziele. Ich habe mich wieder an meinen ursprünglichen Wunsch Künstlerin zu werden erinnert und wollte damit nicht mehr warten. In der Kunst habe ich ganz andere Möglichkeiten Erlebtes (meine Bilder und Skulpturen sind von persönlichen Erlebnissen geprägt) zu verarbeiten und die Menschen zu erreichen. Ich kann mit meinen Bildern kommunizieren, zum Nachdenken anregen, Emotionen wecken, aufrütteln, bewegen und auch erfreuen.
Die Teilnehmerzahl beim wöchentlich am Mittwochabend stattfindenden After-Work malen schwankt zwischen 1 und 5 Teilnehmern. Da ich jeden einzelnen individuell begleite und fördere, kann man sich ganz kurzfristig, je nach Lust, Zeit und Laune dazu anmelden. Kreativ zu sein und malen bedeutet für die Einen zu entspannen und aufzutanken und für die Anderen neue Techniken zu lernen, den eigenen Stil zu finden oder zu festigen. Beides ist möglich. Ich gebe alle Informationen, damit jeder einzelne Teilnehmer glücklich mit seinem gelungenem Werk nach Hause geht.
Ich habe bei mir im Atelier ganz viele Ideen und Vorschläge (diese sollten ja nur einen Denkanstoß geben) für abstrakte oder gegenständliche Bildmotive in unterschiedlichen Techniken. Beim Durchsehen dieser Unterlagen kristallisiert sich oft eine Grundidee heraus, welche wir dann gemeinsam besprechen, um die beste Technik zur Verwirklichung der Idee zu finden. Je nachdem wie es gewünscht ist, helfe ich direkt beim Bild mit oder zeige auf einer extra Leinwand wie es geht.
Oft braucht es Geduld, innere Kraft und Mut, aber ein aussagekräftiges Bild ist dann aber die Belohnung. Um gut malen zu können benötigt es drei Dinge: 1.) Wissen um die Technik 2.) Übung 3.) Talent. Auch ohne Talent kann man mit der richtigen Anleitung und Übung sehr ansprechende Bilder gestalten.
Bei Kindern steht die Freude am kreativen Ausdruck im Vordergrund. Trotzdem versuche ich auch Kindern die Technik spielerisch zu vermitteln. Entscheidend ist hier das Alter des Kindes.
Nicht in jedem Menschen steckt ein großer Künstler. Aber wer das Gefühl hat, dass er sich über die Kunst ausdrücken möchte, sollte dem nachgehen. Dabei spielt es keine Rolle, ob man seine Kunstwerke nur für sich erstellt oder sie auch der Öffentlichkeit zeigen möchte. Da Ausdruckswunsch und Talent in der Regel nicht ausreichen, ist es empfehlenswert, sich zumindest Grundkenntnisse in den Techniken anzueignen. Dafür sind Kurse bei leidenschaftlichen Künstlern ideal. Vielen Dank an Karin Angerer für dieses Gespräch und den Einblick in ihre Leben und ihre Arbeit.