Wushu ist der Überbegriff für über 130 chinesische Kampfkunstsysteme, zu denen z.B. modern Wushu, Kung Fu [1] und Taiji zählen. Abgesehen von der ursprünglichen Bedeutung der Selbstverteidigung, wird Wushu als Breiten- und Wettkampfsport sowie als Training zur Förderung der Gesundheit ausgeübt.
Die Wushu Academy in Wien ist eine öffentliche Schule für chinesischen Kampfkunst und Gesundheitslehre. Geleitet wird sie von Maria Wang (55 Jahre). Sie bietet Kurse in äußerer und innerer Kampfkunst (modern Wushu und Taijiquan), sowie Qigong an. Prinzipiell kann man sich jederzeit zu einer Probestunde anmelden. Maria Wang bildet auch Wushu- und Taijilehrer mit international gültiger Qualifikation aus, die bei Bedarf innerhalb der Academy Kurse leiten oder als Personal Trainer vermittelt werden können.
Maria ist Doktorin der Ägyptologie und Archäologie. Sie kam zum Wushu als sie während ihres Studiums nach einer effektiven Form der Selbstverteidigung suchte, da sie oft auch alleine abseits touristischer Pfade in Europa und Ägypten unterwegs war.
Über mehrere Jahre sammelte sie Erfahrung in Karate, Judo und Aikido. 1988 begann sie Wushu, Taiji und Qigong bei dem daoistischen Großmeister Wang Dongfeng zu lernen, mit dem sie seit 1991 verlobt und seit 2001 verheiratet ist. Beide haben eine gemeinsame Tochter.
2008 ernannte Großmeister Wang sie zu seiner Nachfolgerin und zog sich selbst vom aktiven Unterricht zurück. Um ihren Horizont zu erweitern und eine international gültige Lehrqualifikation zu erlangen reiste Maria mehrmals nach China. In Peking erwarb sie ihre international gültige Lehrqualifikation für Qigong und Wushu/Taiji. An der Pekinger Sportuniversität und in Datong nahm sie auch erfolgreich an mehreren internationalen Meisterschaften teil. In Wudangshan vertiefte sie ihre Kenntnisse der daoistischen Künste. In Wien gründete sie auf Basis der Kampfkunstschule ihres Mannes die Wushu Academy.
Ich habe mich schon als Kind für Kampfkunst interessiert, sowohl für die Fähigkeit, sich selbst zu verteidigen, als auch für den ethisch-philosophischen Hintergrund. Für Mädchen war dies allerdings in den 1970er Jahren unüblich und meine Eltern hätten mich lieber in einem Tanzkurs gesehen. Für mich war es jedoch wichtig, mich frei und selbstbewusst in der Welt zu bewegen und auch alleine zu verreisen (z.B. durch Ägypten oder Interrail durch Europa). Daher suchte ich nach einer geeigneten Form der Selbstverteidigung.
Karate und Judo zeigten sich mir leider im Ernstfall als ineffektiv, Aikido hatte ich gerade erst ausprobiert, als Freunde mich darauf aufmerksam machten, dass ein neuer Meister in Wien sei, der Kung Fu, Taiji und Qigong unterrichtet. Ein chinesischer, daoistischer Mönch, der auch an der Sportuniversität Peking gelernt und unterrichtet hatte, mit unglaublichen Fähigkeiten. Ich kam dazu und es passte vom ersten Augenblick an. Das Training war vollkommen anders, als alles was ich bisher kennengelernt hatte. Auch die Techniken waren wirklich effektive Kampfkunst: ich konnte mich, vor allem mit Taiji Quan, wirkungsvoll gegen Belästigungen und Diebe wehren und gewann durch das Kung Fu Training neben Schnelligkeit und Kraft auch Selbstbewusstsein dazu. Mein Lehrer, Großmeister Wang Dongfeng, wurde schließlich auch mein Mann und wir haben eine gemeinsame Tochter.
Viel später lernte ich den früheren Qigonglehrer meines Mannes, Prof. Zhang Guangde, kennen, der mich zu seinem Institut auf die Sportuniversität Peking einlud. Prof. Zhang Guangde war nicht nur der „Entdecker“ der Wushu Legende Wu Bin, der später Lehrer des Wushu-Darstellers Jet Li und Begründer des Beijing Wushu Teams wurde, sondern später auch Gründer des weltbekannten gesundheitsschützenden Qigong Systemes Daoyin Yangsheng Gong. Bei ihm und einem Delegierten des chinesischen staatlichen Sportministeriums legte ich erfolgreich meine Diplomprüfung in diesem Qigong-System ab.
Außerdem fuhr auch nach Dengfeng, der „Kung Fu Stadt“ um das weltberühmte Shaolinkloster, wo ich zunächst den 5.Dan Wushu/Taiji ablegte, 2010 dann in Peking den 6.Dan. In dieser Zeit nahm ich auch erfolgreich an einigen internationalen Wettkämpfen in China teil (3x Gold, 3x Silber). Ich nahm auf diesen Reisen auch meine Tochter mit, die in China mit 9 Jahren den 2. und mit 10 Jahren den 3. Dan Chang Quan Wushu erwarb und ebenfalls erfolgreich an Wettkämpfen teilnahm.
Zwischen 2011 und 2013 reiste ich meiner Tochter mehrmals auch nach Wudangshan, zur Wiege des Taiji. Hier erfuhr ich wertvolle Einblicke in daoistisches Taijiquan in der Kungfu Schule des Daopriesters Tian Liyang.
Wushu unterrichten, egal ob Taiji, Kung Fu oder Qigong, ist für mich jedes Mal eine spannende Reise mit jedem einzelnen Schüler, jeder einzelnen Schülerin. Sie auf einen Weg zu begleiten, bis sie selbst in der Lage sind, die „Türe“ zu öffnen. Damit meine ich jenen Zeitpunkt, der ganz unterschiedlich, mal kontinuierlich langsam, mal plötzlich eintritt, an dem der Schüler/die Schülerin das Wesen des Wushu begreift. Danach beginnt ein weiterer Abschnitt, das eigentliche Training, von dem die SchülerInnen ein Leben lang profitieren können. Für einige ist es die Wettkampfphase, für andere die Ausbildung, für alle ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens, von viel Spaß begleitet, manchmal mit Festen, Vorführungen, manchmal mit Feriencamps verbunden.
Der Legende nach wurde Taiji vom daoistischen Mönch Zhang Sanfeng entwickelt, als er in unsicheren Zeiten, selbst bereits über 100 Jahre alt, die ebenfalls bereits älteren Mönche seines Klosters vor umherstreifenden Räuberbanden und wilden Tieren schützen wollte. Eines Tages träumte er von dem Kampf einer Schlange mit einer Elster (in anderen Versionen ist es ein Kranich). Die Schlange bewegte sich weich, lautlos und doch kraftvoll wie ein Drache, die Elster versuchte, sich mit weit geöffnetem Schnabel zu nähern, getraute sich jedoch nicht. Mit ihren Flügeln schlug sie graziös wie ein Phönix. Schließlich forderten ihn beide auf, ihnen zu folgen.
Sie führten ihn zu einem weisen Daoisten, verwandelten sich in einen Drachen und einen Phönix auf dessen goldenem Gewand. Der Weise unterrichtete ihn nun im Traum in der 5-Elemente Faustform der Wudangberge. Durch sie könne man sich verteidigen, die 100 Krankheiten fernhalten und das Leben verlängern. Nachdem nun Zhang Sanfeng im Traum die Form erlernt hatte, erwachte er und gab sie an die Daoisten weiter. Sie übten täglich bis sie im Sommer nicht mehr schwitzen und im Winter nicht mehr froren. Auch Zhang Sanfeng, übte täglich. Seine faltige Haut glättete sich, sein weißes Haar wurde wieder schwarz. (Nach der Übersetzung von Marianne Herzog aus dem Chinesischen, aus: Legenden der Wudang Berge, 1992. Man findet die ganze Legende auch auf verschiedenen Internetseiten, weshalb ich sie hier nur stark gekürzt wiedergebe[2].)
Tatsächlich sagt diese Legende sehr viel über Taiji aus: 1. es entspringt der Daoistischen Philosophie, 2.Es ist eine wirkungsvolle Methode der Selbstverteidigung auch für ältere Menschen. 3.Taiji fördert die Gesundheit, hält jung und kann auch „verjüngen“.
Die Unterscheidung zwischen inneren und äußeren Kampfkünsten ist prinzipiell eine künstliche, später aufgesetzte. Dennoch macht sie Sinn, um sich rasch ein Bild von der Kampfkunst machen zu können. Innere Kampfkünste werden langsamer geübt, als äußere. Das hängt damit zusammen, dass sie mehr Wert auf die Kontrolle der Energie, teilweise auch auf Atmung, auf Standfestigkeit, und korrekte Technik legen als auf Schnelligkeit und Kraft. Damit sind sie auch für ältere, grundsätzlich schwächere Personen geeignet.
Weiters liegt den meisten inneren Kampfkünsten, wie auch dem Taiji, ein philosophisches Konzept zugrunde, das weit über die allgemeinen ethischen Regeln der Kampfkünste hinausgeht. Im Fall von Taiji ist es das daoistische Prinzip von der Harmonie der Gegensätze (Yin und Yang) und der Entstehung der 10.000 Dinge. In meinen Taijikursen, ganz besonders im Dao-Taiji, aber auch im Yangstil Kurs, unterrichte ich dieses Konzept gerne, da die damit verbundenen Vorstellungen den Übenden helfen, ihr Qi zu kontrollieren und die Techniken bzw. Bewegungen korrekt auszuführen. In weiterer Folge kann man die zugrundeliegende Philosophie auch als Lebenshilfe auf vielerlei Gebiete anwenden.
Taiji eignet sich für unterschiedliche Personengruppen.
1.: für alle, die Kampfkunst, Entspannung und Gesundheit vereinen möchten
3.: als ergänzendes Training für Kampfkünstler oder andere Sportler, bei denen Standfestigkeit, Balance, Beweglichkeit und/oder Eleganz wichtig ist
Für Taiji ist nicht viel notwendig. Man kann sowohl barfuß, als auch mit weichen, rutschfesten Schuhen trainieren. Eine angenehme lange Sporthose, die nicht einschnürt und ein T-Shirt reichen völlig.
Bei Wettkämpfen trägt man spezielle Seidenanzüge, die auch wunderschön bestickt sein können und weiche Taiji-Schuhe.
Da Taiji aber auch mit Waffen ausgeführt werden kann, wird man sich im Laufe der Zeit vielleicht auch diese zulegen. Allen voran das Taiji-Schwert.
Taiji wirkt zunächst einmal entspannend. Dadurch können sich Körper und Geist regenerieren. Das Denken wird klarer.
In einer Untersuchung konnten nach dem Taiji mathematische Aufgaben leichter gelöst werden.
Durch die Entspannung erlangt man auch Gelassenheit, die einem in vielen Lebenssituationen helfen kann. Physisch kann es sich so positiv auf Blutdruck und Cholesterinwerte auswirken.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Verbesserung des Gleichgewichtssinnes. Regelmäßiges Üben verringert die Sturzgefahr von SeniorInnen, fördert aber auch das Balancegefühl in anderen Sportarten wie z.B. Judo oder Tanzen. Hier spielt auch das Rooting (die Verwurzelung) eine Rolle. Bei Parkinson- und Schlaganfallpatienten hilft Taiji auch, die Mobilität zu erhalten bzw. das gestörte neuronale Netzwerk durch die komplexen, aber entspannt ausgeführten Bewegungen, wieder aufzubauen.
Taiji wird Arthrosepatienten als Therapieform empfohlen, da es den Arthroseschmerz verringert und die Gelenkfunktion verbessert.
Taiji kann die körperliche Leistungsfähigkeit verbessern, wie Studien an Frauen mittleren Alters ergeben haben. Weiters wird es als Bewegungstherapie bei Typ 2 Diabetes empfohlen.
Taiji Ausübenden wird nachgesagt, dass sie weniger oft krank sind und wenn, dann rascher wieder gesund werden. (Eine Untersuchung hat ergeben, dass es gegen Windpocken und Gürtelrose ebenso effektiv wirkt, wie eine Impfung.) Prinzipiell ist wichtig, wie Taiji gelernt und geübt wird.
In der Wushu Academy wird Modern Wushu und Yangstil Taiji unterrichtet. Taiji ist eine daoistische Lehre. Das Training wird individuell abgestimmt und ist sowohl für sportliche, als auch für unsportliche Personen geeignet. Taiji wird auch als Therapieform bei verschiedenen Krankheiten empfohlen.
[1] Kung Fu bedeutet eigentlich „durch ständiges Üben erreichte höchste Kunstfertigkeit“ und kann viele Künste benennen. Bei uns ist Wushu aber durch diesen Begriff bekannt geworden.
[2] Z.B. http://wuguan.de/wudangpai/zhangsanfeng
[3] Referenzen auf: https://www.wushuacademy.net/taiji .