Zahlreiche Völker dieser Welt verfügen über langjährige Traditionen, Sportarten, Essenskulturen und individuelle Eigenschaften. In einer schnelllebigen Zeit wie heute, ist es umso wichtiger diese kulturellen Schätze zu bewahren und diese der nächsten Generation weiterzugeben. Damit ein Teil der Herkunft auch in Österreich weiterlebt, hat das aus China stammende Ehepaar einen ganz besonderen Verein gegründet.
Mingqing Xu gründete gemeinsam mit seiner Gattin Xuexia Qu den Verein für traditionelle chinesische Wissenschaften. Inzwischen besitzt dieser Mitglieder, die dabei behilflich sind, den Verein gemeinsam zu gestalten. Das Ziel ist es, Menschen gleicher Interessen zu gewinnen und den Zweck des Vereines mit ihnen als Team zu erfüllen. Dieses Team sollte zugleich eine Übungsgemeinschaft werden, die miteinander sich v. a. in Taiji, Qigong; Meditation sowohl in Theorie als auch in Praxis weiterbilden und weiterentwickeln. So können je nach Interessen Studienteams zu unterschiedlichen Themen aus den traditionellen chinesischen Wissenschaften gebildet werden.
Der chinesische Name der Schule 博登学堂 bo-deng-xue-tang weist auf den regionalen Bezug zum Rheintal in der Bodenseeregion hin und heißt wörtlich übersetzt Bodenseeschule. Die ersten zwei Schriftzeichen 博登 sind zwar der chinesischen Übersetzung von Bodensee 博登湖 entnommen, aber sie haben aufgrund der symbolischen Aussagekraft der chinesischen Bilderschrift wörtlich noch andere Bedeutungen: das Zeichen „博 bo“ steht für „Reichhaltigkeit (an Wissen und Weisheit)“, und „登 deng“ heißt „Emporsteigen“ im Sinn von „Weiterentwicklung“, dies nicht unbedingt nur in Beruf und Karriere, sondern auch in der Entfaltung der Persönlichkeit und des Geistes. Der zweite Teil des Namens, nämlich die zwei weiteren Schriftzeichen „学堂 xuetang“, bedeuten Schule im traditionellen chinesischen Sinn.
Das ist eine der typischen Bezeichnungen für Schule im alten China, wo die Schüler intensiv mit der traditionellen chinesischen Sprache und Wissenschaften auseinandersetzen. Die traditionelle chinesische Wissenschaften weisen eine ununterbrochene Entwicklungsgeschichte von etwa fünftausend Jahren auf. Trotz ihrer Vielfalt basieren sie im Kern auf die gleiche traditionelle chinesische Philosophie, deren Zentralbegriffe wie z. B. das Dao, Yin-Yang, Tai Ji usw. Inzwischen weltweit bekannt sind. Die daraus abgeleiteten Philosophien und Lebensweisheiten auf Basis des Konfuzianismus, Daoismus und Buddhismus haben den Lebensstil der Menschen in den Fernen Osten maßgeblich beeinflusst. Immer mehr Wertschätzung weltweit fanden v. a. auch die traditionelle chinesische Medizin samt seiner Gesundheitspraktiken und Behandlungsmethoden.
Darüber hinaus stellt die chinesische Sprache als eine Bildsprache das, die Jahrtausende lang ununterbrochen die
Entwicklung der chinesischen Zivilisation begleitet hat und noch immer als lebende Sprache Chinas praktiziert wird. Die darauf basierende Literaturwissenschaft, Dichtungskunst und Kalligraphie ist eine beachtenswerte Ausprägung der menschlichen Sprachkunst und Ästhetik.
TAIJI 太極 steht für die Einheit von Yin und Yang, die passive und aktive Form des Qi, der Lebensenergie im Sinn der TCM, die stets in Wandlung sind und immer die Harmonie und das Gleichgewicht suchen. Der Taiji-Stil ist eine Vereinigung von Qigong und Kung-Fu, sprich die Übung der Lebensenergie in Kombination mit der chinesischen Kampfkunst. Diese Taiji-Formen wurden traditionell als der Ablauf eines Kampfes gegen einen imaginären Partner konzipiert, deshalb wird der Taiji-Stil oft als Schattenboxen bezeichnet. Die Bewegungen werden aber langsam und sanft ausgeführt, wodurch die Atmung vertieft und die meditative Achtsamkeit gefördert wird. Dennoch werden nahezu alle Gelenke und Muskel beansprucht und die körperliche Beweglichkeit und Leistungsfähigkeit gesteigert. Der Rücken wird dabei gestärkt und stabilisiert, was nachhaltig zur aufrechten Körperhaltung beiträgt. Dabei wird das zentrale Nervensystem effizient sensibilisiert, wodurch die körperliche und mentale Selbstbeherrschung wirksam gefördert wird.
Taiji ist als eine Kombination Kampfkunst, Qigong und Meditation zu verstehen, anders gesagt eine Vereinigung von Körperbeherrschung/korrekter Körperhaltung, Energieübung und geistiger
Achtsamkeit. Somit besteht eine effiziente Taiji-Praxis aus intensiver Körperarbeit, Atemschulung und Achtsamkeitsübung. Keines von den Drei darf bei der Taiji-Übung fehlen, wobei es das Prinzip gilt: Die geistige Achtsamkeit bestimmt den Energiefluss, und die Qualität des Energieflusses prägt die Körperarbeit. Ein wesentlicher Merkmal des Taiji Stiles stellt der dynamische, fließende Bewegungsablauf dar, im Unterschied zu z. B. Yoga.
Der meditative Effekt wird hierbei nicht durch die Achtsamkeit auf die Atmung, sondern auf die Bewegung herbeigeführt. Eine möglichst langsame und lang gezogene Bewegungsmuster führt wiederum zu Vertiefung der Atmung. Die spezielle Beinarbeit und Standübung ermöglicht eine Lenkung des Körpers durch den Bauch-, Hüft- (Gesäß-) und Lendenbereich und hilft dem Zwerchfell die Atmung tiefer in den Bauch und in den Lenden zu bringen. Die vertiefte Atmung fördert den Fluss des Qi, der Lebensenergie im Sinn der TCM, was wiederum die geistige Achtsamkeit und stabilisierende Körperhaltung verstärkt.
In erster Linie steht die Praxis von Taiji, Qigong und Meditation im Vordergrund. Dabei gilt
hervorzuheben, sich mit der Wirkung und Bedeutung der Praxis auseinanderzusetzen. Zudem ist es hilfreich, den ideellen Ursprung der Übungen zu begreifen. Dieser Ursprung ist wiederum in den Lehren des Buddhismus, Daoismus oder Konfuzianismus zu finden. Eine wesentliche Arbeit wird deshalb im Studium der konfuzianischen und daoistischen Klassiker und der buddhistischen Sutren sein. Für das gemeinsame Studium mit deutschsprachigen Mitgliedern wird es auch noch notwendig sein, wichtige Schriften zu übersetzen und zu kommentieren.
Inzwischen besteht das Institut für traditionelle chinesische Wissenschaften aus mehreren Gruppen von Praktizierenden für Taiji, Qigong und Meditation, unter welchen es jetzt auch Teilnehmer gibt, die sich die Mitgliedschaft des Vereines erworben haben und sich an der Gestaltung des Vereines aktiv beteiligen. Dank der Leidenschaft von Mingqing Xu und seiner Ehefrau Xuexia Qu gelang es ihnen nicht nur Menschen mit gemeinsamen Interessen zu verbinden, sondern ebenfalls eine langjährige Tradition zu überliefern.