Andrea Franke, 35 Jahre alt, in Hamm geboren, ist nach ihrem Innenarchitektur-Studium in Detmold und Kopenhagen über einen Umweg von Adelaide in Australien schließlich in München gelandet. Jetzt lebt sie seit über zehn Jahre in ihrer Wahlheimat. 2016 hat sie sich zudem selbstständig gemacht und ein Büro für Innenarchitektur namens «Innenarchitektur Federleicht» eröffnet. Aber der Reihe nach.
Wie die junge Frau erzählt, wusste sie schon in frühen Jahren, dass sie Innenarchitektin werden wollte. Es kam nie wirklich ein anderer Beruf in Frage. Ihr Vater war früher als Elektriker auf großen Baustellen in Berlin unterwegs und hat ihr als Kind die Pläne gezeigt und von den Architekten erzählt. Das hat sie tief beeindruckt. Daher hat sie auch direkt nach dem Abitur mit dem Architekturstudium begonnen.
Das Unternehmen von Andrea Franke beschäftigt derzeit ein festes Team von drei Personen plus einen Freelancer. Spezialisiert hat sich das Büro auf das Thema «Nachhaltiges Design». Das hat einen Grund, wie die 35-Jährige erzählt. Es hat sie nämlich gestört, dass man zwar faire Kleidung aus Bio-Baumwolle kaufen kann, aber auf einem Sofa sitzt, von dem man nicht einmal weiß, woher es kommt, wie es produziert wurde und welche giftigen Stoffe es beinhaltet. Mit ihrer Arbeit möchte Andrea Franke ihren Kunden einen Mehrwert bieten und ihnen gesunde Materialien empfehlen können – für ein gesünderes nachhaltiges Wohnen und einen sorgsamen Umgang mit den Ressourcen und den Menschen.
Unsere Interviewpartnerin Andrea Franke – Innenarchitektur Federleicht in München
Es ist schwierig den eigenen Stil in Bezug auf Innenarchitektur zu definieren, ohne sich auf ein Thema zu beschränken. Mir ist es immer wichtig, die Räume für die Kunden zu entwerfen; zu erkennen, was ihnen dabei hilft, sich wohl zu fühlen und sie im täglichen Leben optimal unterstützt. Da nehme ich mich zurück. Die Innenarchitektur soll den Kunden gefallen.
Ich entwerfe nicht für mein Architekten-Ego, sondern für den Menschen, der in den Räumen lebt, arbeitet und seine Freizeit verbringt.
Durch mein Studium in Kopenhagen ist mir das skandinavische Design natürlich sehr nah. Ich finde es jedoch einfach wunderbar, mich auf Reisen inspirieren zu lassen und frei zu denken. Ich liebe das Design in Israel: Es ist so wild, rough, bunt. Ganz anders ist da Australien. Die Design-Sprache dort hat sich in den letzten zehn Jahren unglaublich entwickelt. 2010 schien es mir außer ein paar Ausnahmen ein bisschen altbacken. Heute ist es herzlich und modern. Es erzählt, von dem Gefühl im Einklang mit der Natur zu leben. Es wirkt natürlich und frei. So viele wunderbare Inspirationen.
Wir erzählen mit unseren Räumen Geschichten von anderen Orten oder von einem speziellen Gefühl.
Manchmal ist es nur eine Wohnberatung, ein paar Tipps, die helfen, um Funktionen oder Wohlbefinden zu verbessern. Meistens sind es jedoch Renovierungen oder komplette Neugestaltungen, die unseren Design-Alltag bestimmen und die wir in die Hand nehmen. In der Innenarchitektur bieten wir das Rundumsorglos-Paket für den Kunden an, damit er sich um nichts kümmern muss.
Zudem begleiten wir die Handwerker und stehen ihnen in technischen Fragen zur Seite.
Es beginnt mit der Wohnberatung: Wie ist die Situation? Was wünscht sich der Kunde? Was ist technisch möglich? Wir erarbeiten in der Innenarchitektur Vorschläge anhand von einem Moodboard. Dazu zählen Stimmungskollage, Stil-Bilder, Material und Farbkonzept. Das Konzept adaptieren wir auf die Räume anhand von Zeichnungen und am PC. Dann bereden wir das mit dem Kunden.
Die weiteren Schritte beziehen sich dann auf die Ausführung. Dazu gehört die Bemusterung, die Erstellung der Pläne für die Handwerker, die Kostenschätzung, die Ausschreibung für die Handwerker, das Beantragen von Bauanträgen beim Amt und die Koordination auf der Baustelle.
Ich finde die Innenarchitektur ist für beides wichtig. Das sind doch die Orte, an denen wir am meisten Zeit verbringen. Unsere Arbeitswelt ändert sich unglaublich. Wir sollten uns nicht nur zu Hause wohl fühlen, sondern auch am Arbeitsplatz, denn das definiert unseren Alltag. Das erkläre ich auch an den Wohnberatungen.
Ein Zuhause ist ein Rückzugsort für uns, ein Ort des Wohlfühlens und der Zusammenkunft mit Freunden und der Familie. Innenarchitektonische Konzepte erschaffen durch Material und Farben den psychologischen Wohlfühlfaktor, sie unterstützen uns jedoch auch durch gezielte Analysen in funktionalen Abläufen. Wir Innenarchitekten fragen uns: Wer ist der Mensch und wie können wir ihn unterstützen?
In der Arbeitswelt sind uns ähnliche Faktoren wichtig: Wer ist die Firma und welche Firmenidentität möchte sie transportieren? Es geht darum, dass sich Mitarbeiter wohl fühlen, identifizieren können, motiviert sind und konzentriert arbeiten können. Es geht auch um deren Kunden, um repräsentative Faktoren und um Funktionen.
Innenarchitektur spielt in unserem täglichen Leben überall eine Rolle, zum Beispiel im Laden, in dem wir einkaufen. Hier spiegelt das Design die Geschichte der Firma wider und setzt den Fokus auf die Produkte. Wenn wir ins Restaurant gehen, erhöht ein gutes Konzept die Verweildauer und entführt uns vielleicht sogar in entfernte Länder.