Es gibt viele Möglichkeiten, Erinnerungen zu bewahren und Geschichten zu erzählen. Eine besondere Möglichkeit ist die Fotografie. Mit ihr kann man Momente ebenso eingefangen, wie besondere Motive aller Art und ein guter Fotograf fängt sogar Emotionen ein. Mit Hilfe von solchen Fotos kann man dann nicht nur Geschichten begleiten, sondern sogar Geschichten erzählen, egal ob es sich dabei um einen Reisebericht handelt oder eine Lebensgeschichte.
Um mehr über die Leidenschaft Fotografie zu erfahren, haben wir mit 1968 geborenen Jörg Knörchen aus Herzogenrath bei Aachen gesprochen. Er ist glücklich verheiratet und ausgesprochen vielseitig interessiert und verfügt daher über verschiedene Ausbildungen und ist mehreren Bereichen tätig.
Nach dem Abschluss der Realschule absolvierte er die Fachoberschule für Sozialpädagogik und Sozialarbeit, sowie die kaufmännische Fachoberschule der Stadt Aachen und erlangte an beiden Schulen das jeweilige Fachabitur. Anschließend folgte die Ausbildung zum Bürokaufmann für Flugverkehr und die Tätigkeit in der Reisebranche. Als Reiseverkehrskaufmann war er zuständig für Firmen- und Geschäftsreisen, sowie für die Fachbereiche Sport & Gruppenreisen. Zudem hat er einige Zeit bei einem Outdoor- und Reise-Ausrüster den Versandhandel geleitet und war als Freelancer in den Bereichen Webdesign, Entwicklung & Vertrieb von Soft- und Hardware, sowie als IT Systemadministrator tätig. Aktuell arbeitet er hauptberuflich als Microsoft SharePoint Administrator (MCSE) bei Deutschlands größten Anbieter für Firmen- und Geschäftsreisen. Nebenberuflich selbstständig lebt er seine Leidenschaft für die Fotografie aus.
Begonnen hat er sein Hobby zu seiner Zeit auf der Fachoberschule mit analoger Fotografie und eigener Schwarz/Weiß-Dunkelkammer, in der er Filme selbst entwickelt und Fotos ausbelichtet hat. Seine beiden ersten Spiegelreflexkameras sind bis heute in seinem Besitz. Inzwischen fotografiert er ausschließlich digital. Seine Lieblingsmotive sind Natur- und Landschaftsaufnahmen. Dies entwickelte sich durch seine Reisen, bei denen er eher die nordischen Länder bevorzugt. So hat bereits neben Irland, Finnland, Island und England auch schon die kanadische Provinz Nova Scotia mehrfach besucht und sich in dieses schöne Fleckchen Erde verliebt.
Immer wieder wurden ihm von Freunden und Kollegen in Bezug auf sein Hobby, die Fotografie viele Fragen gestellt. Oft zogen sich diese Gespräche 1 oder sogar 2 Stunden hin. Er bemerkte, wie begeistert seine Zuhörer waren und wie dankbar, dass sie nun endlich verstehen was sie tun und wie alles funktioniert und zusammenhängt. Wiederholt wurde ihm bestätigt, wie gut er erklären kann. Also entschied er sich, sein Wissen und seinen Erfahrungsschatz gezielt zu teilen. 2013 gründete er Sensorgrafie, hält Vorträge über seine Reisen, gibt Fotoseminare und Kurse, lädt zu Exkursionen ein und bloggt zudem über all diese Themen.
Zu dem Namen seines Unternehmens kam er, da dieses Wort im Grunde die Aufnahmetechnik einer digitalen Kamera beschreibt, für ihn aber mehr als nur die reine Technik bedeutet. Im Wort „Sensor“ steckt das lateinische Wort sentire für fühlen oder empfinden, was auch mit Wahrnehmen und Beobachten übersetzt werden kann. Er spielte das Wortspiel weiter und so wurde aus dem Fotograf mit der digitalen Kamera ein Sensorgraf und sein Firmenname war gefunden.
Das Thema Reisen bringt das Thema Fotografie quasi mit sich. Wir wollen die schönste Zeit unseres Lebens, ich meine hiermit unseren Urlaub und die Reisen die wir unternehmen quasi festhalten, wir machen Urlaubsfotos. Das sind letztendlich Erinnerungen und Momentaufnahmen. Als Dokumentation, schau mal hier war ich, so sieht es dort aus. Aus dem gleichen Grund habe ich angefangen zu fotografieren. Ich möchte Menschen Land, Leute und Natur näher bringen und Geschichten des Lebens erzählen. Neue Sichtweisen aufzeigen und dazu anregen sich selbst auf den Weg zu machen, um neue Ufer zu erkunden. Unter neue Ufer meine ich neben dem Reisen in fremde Länder und Kulturen natürlich auch sich mit der Fotografie auseinander zu setzen.
Die Landschafts- und Natur/Wildlife-Fotografie bringt einige technische Probleme, die unsere Ausrüstung hat, zum Vorschein, unsere Objektive haben oft nicht den Blickwinkel, den eine Landschaft abverlangt oder der Unterschied zwischen dem hellsten und dunkelsten Punkt ist so groß, dass der Dynamikumfang des Kamera-Sensors nicht in der Lage ist, diesen in einer Aufnahme erfassen zu können. Während man aus mehreren Aufnahmen, also Abschnitten einer Landschaft, ein Panorama erstellen kann, so kann man mit Fotos unterschiedlicher Belichtung dem Kontrastumfang eines Motivs Herr werden. Somit sind die Panoramafotografie und High-Dynamic-Range (HDR) Fotografie weitere Themen die mich interessieren. Aber auch klassische Schwarz-Weißfotografie, Langzeitbelichtungen und experimentell Infrarot-Fotografie begeistern mich.
Wie schon gesagt, der Fotograf ist noch stets ein Lehrberuf. Um Konflikten zu entgehen, nenne ich mich einfach Sensorgraf – es ist im Grunde einfach ein Synonym. Ein Sensor misst etwas, er fühlt zum Beispiel die Temperatur, misst Lautstärke, Luftfeuchtigkeit oder so wie in einer digitalen Kamera einfach das Vorkommen von Helligkeit und Farbwerten. Das ist natürlich nur der technische Aspekt.
Auch ich als Sensorgraf fühle etwas während ich fotografiere, meist macht man sich dessen aber nicht unbedingt bewusst. Mache ich mir die Mühe und lasse mich nicht nur vom Motiv und der Kameratechnik leiten, sondern schaue dabei auch mal auf meine eigne Person, dann wird Fotografie für mich zur Meditation. Ich öffne meine Sinne. Ich fange an zu beobachten, lausche in mich hinein und steigere meine Wahrnehmung. Dabei ist mir wichtig, dass ich das auch auf mein Motiv übertrage. Ich mache nicht nur ein Foto, ich beobachte mein Motiv, versuche seine Besonderheiten zu sehen. Ich versuche die Gegebenheiten einzubeziehen, ich beobachte Licht und Schatten.
Das Motiv steht zudem meist im Kontext zu anderen Objekten, die zum Teil auf unterschiedlichen Ebenen liegen und erst durch das zweidimensionale Bild, dem Foto deutlicher werden. Ich verändere meinen Standpunkt, verändere Blickwinkel und Perspektiven und versuche durch das Foto von meinem Motiv zu erzählen. Ein Foto sollte möglichst für sich sprechen, es sollte ohne einen Zusatz/Kommentar leben und seine eigene Geschichte erzählen können.
Ich demonstriere natürlich auch anhand meiner Kamera. Doch am liebsten sind mir einfach Fotos, mit denen ich mich oder das Motiv zum Ausdruck bringen kann. Anhand von Bildern, den eigenen und denen anderer Fotografen. Wir können Bilder lesen, wir können Bildern ablesen, welche Entscheidungen ein Fotograf getroffen haben muss. Gefällt mir ein Foto versuche ich diese Entscheidungen zu verstehen und probiere ähnliche Entscheidungen aus. Sei es ein bestimmter Blickwinkel oder eine besondere Perspektive, die Wahl der Linse, des Formates, die Platzierung des Motivs, die Darbietung des Fotos, digital, ausgedruckt, das Material und die Form.
Unzählige Faktoren spielen dabei ein eklatante Rolle, viele dieser Entscheidungen passieren aber auch aus dem Bauch heraus, aus dem Unterbewusstsein. Wenn wir uns diese Entscheidungen vor Augen halten, verdeutlichen und bewusster machen, dann können wir diese gezielt und bewusst einsetzen und so unser fotografisches Sehen und Können verbessern.
Es klingt vielleicht abgedroschen und ich kann nur das wiederholen was schon viele vor mir gesagt haben: Es kommt nicht auf die Marke oder ein Modell an. Jede Kamera hat Vorteile und Nachteile. Jede Kamera hat Besonderheiten und ist für bestimmte Zwecke konzipiert oder geeignet. Die beste Kamera gibt es nicht – es ist aber meistens die, die man dabei hat.
Es ist fast so wie im kleinen Prinzen, als er vor dem Feld der hunderttausend Rosen steht und erkennt, dass alle schön aber leer sind – die eine Kamera, die Du dabei hast, ist die Beste. Die Kamera ist nur ein Werkzeug, das Bild macht noch stets der Fotograf. Man sieht nur mit dem Herzen gut und die Zeit, die Du in Deine Kamera investierst, mach sie so wertvoll. Das heißt, dass es einfach wichtig ist, sein Werkzeug zu kennen.
Meine regulären Workshops, richten sich an alle Fotografen und die, die es werden wollen. Es gibt eine große Palette zur Auswahl, meist handeln sie von Grundlagen zur Kamera, Fotografie selbst oder der Bildgestaltung. Thematische Workshops zur Landschaftsfotografie, Tierfotografie, etc. bieten die Gelegenheit individueller und gezielter auf die Besonderheiten einzelner Themen einzugehen. Aber auch gestandene Fotografen und Hobbyisten und Amateure besuchen mich.
Bei individuellen Schulungen oder besser Coachings, stelle ich zu Anfang immer die Frage nach der Erwartung an mich, die Erwartung an die eigene Person, nach dem heutigen Kenntnisstand und den Zielen des Teilnehmers. So begleite ich den Protagonisten ein Stück weit seines Weges und bringe ihn seinem Ziel näher. Dann gibt es noch die Fotografen, die einfach nur Gleichgesinnte suchen. Diese nehmen an Exkursionen, Workshops und Fotoreisen teil. Sie wollen mehr oder weniger unterstützt werden und suchen einfach nur Inspiration und schöne Locations.
Diese Möglichkeit hat man in Workshops mit anderen Fotografen und Sensorgrafen. So kann man sich als Hobbyfotograf weiter entwickeln, seine Techniken verbessern oder auch die Betrachtungsweise von Motiven verändern. Gerade bei Hobbys, die einen künstlerischen Aspekt haben, ist es wichtig, niemals in seiner Entwicklung stehen zu bleiben, sondern immer offen für neue Anregungen zu bleiben. Wir danken Jörg Knörchen für dieses interessante und informative Gespräch.