Dem Tier eine würdevolle Bestattung zukommen zu lassen, war in Österreich lange Zeit überhaupt kein Thema. Erst durch Karin Wagner, einer engagierten Tierliebhaberin, wurde es möglich, ein Tierkrematorium, das sich um würdevolle Tierbestattungen kümmert, zu eröffnen. In diesem Betrieb namens Wiener Tierkrematorium GmbH arbeitet Melanie Wachter, 31 Jahre alt und in Güssing im Südburgenland geboren. Im Interview erzählt sie genau, wie es dazu kam, dass das Krematorium gegründet wurde.
Melanie Wachter ist Geschäftsführerin des Krematoriums. Tatsächlich kam sie eher durch Zufall zu dieser Arbeit. Nach der Ausbildung bei der Höheren Bundeslehranstalt für wirtschaftliche Berufe HBLA, die sie mit Matura abgeschlossen hat, arbeitete sie für das Unternehmen REIWAG. Diese Firma war es auch, die den Anstoß dazu gab, das Krematorium zu eröffnen.
Der Vorstoß sollte mit Erfolg gekrönt sein. Heute sind insgesamt vier Unternehmen am Krematorium beteiligt: die REIWAG Facility Services GmbH (51 Prozent), die ebswien wiener wassertechnologie & infrastruktur Ges.m.b.H (19 Prozent), die ebswien tierservice Ges.m.b.H Nfg KG (15 Prozent) und die B&F Wien – Bestattung und Friedhöfe GmbH (15 Prozent).
Wie Melanie Wachter erklärt, hat das Wiener Tierkrematorium selbst keine eigenen Mitarbeiter, jede Gesellschaft stellt Mitarbeiter zur Verfügung. Insgesamt arbeiten deshalb zirka zehn Personen für das Krematorium. Sie selbst arbeitet deshalb eigentlich für das Unternehmen REIWAG als Geschäftsführerin des Krematoriums.
Die Gründung des Wiener Tierkrematoriums haben wir Karin Wagner, der Frau von Herrn KR Viktor Wagner, Geschäftsführer der Firma REIWAG, zu verdanken, die immer wieder ältere Hunde bei sich aufnimmt. Als sie vor vielen Jahren ihren toten Hund nicht von der Tierkörperverwertung entsorgen lassen wollte, hat sie sich nach Alternativen umgesehen. In Deutschland gab es damals schon mehrere Krematorien – in Österreich war dies leider noch nicht so populär. Deshalb hat Herr Wagner beschlossen, gemeinsam mit der Stadt Wien eine derartige Einrichtung zu eröffnen.
Ich selbst bin Katzenbesitzerin und habe zu Hause im Burgenland fünf ältere Katzen, die hoffentlich noch ein paar Jahre leben dürfen.
Da wir das einzige Tierkrematorium in Wien sind, bieten wir den Kunden auch die Möglichkeit, bei der Kremierung anwesend zu sein und sich vor der Kremierung nochmals zu verabschieden.
Der Ablauf ist in etwa so: Wir erhalten einen Anruf vom Tierarzt oder vom Tierbesitzer, dass ein Tier verstorben ist, damit wir es abholen. Die Abholungen sind rund um die Uhr möglich und erfolgen in der Regel innerhalb von etwa zwei Stunden. Dem Tierbesitzer steht es natürlich frei, das Tier während der Öffnungszeiten selbst in die Betriebsstätte, die in Wien an der Alberner Hafenzufahrsstraße zu finden ist, vorbeizubringen. Das Tier wird anschließend im Kühlschlafraum bis zur Kremierung aufbewahrt – die ersten zwei Wochen sind kostenlos.
Der Tierbesitzer wird dann telefonisch kontaktiert, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Es müssen Fragen geklärt werden, unter anderem ob er eine Einzelkremierung wünscht, ob er bei der Kremierung anwesend sein möchte, ob eine Verabschiedungszeremonie gewünscht wird, ob und welche Musik gespielt werden soll und ob schon eine Urne vorhanden ist oder eine vor Ort ausgesucht wird.
Der Kunde kommt zum Kremierungstermin in die Betriebsstätte. Dort kann er sich nochmals in Ruhe verabschieden und danach die Asche in einer Urne oder in einem Transportpaket wieder mit nach Hause nehmen.
Sollte es dem Kunden nicht möglich sein, bei der Kremierung anwesend zu sein, stellen wir ihm die Urne selbstverständlich auch zu.
Das wichtigste an meiner Arbeit ist der Umgang mit dem Kunden. Ein gutes Einfühlungsvermögen und Menschenkenntnis sind sehr wichtig.
Alle unsere Mitarbeiter sind selbst auch Tierbesitzer und können somit die Trauer der Kunden über den Verlust des geliebten Tieres nachvollziehen.
Im allgemeinen merken wir einen starken Anstieg an Kremierungen, was uns zeigt, dass sich immer mehr Tierbesitzer für einen würdevollen Abschied des geliebten Haustieres entscheiden.
Das Haustier ist nicht mehr nur ein Tier, es ist ein Familienmitglied und so verdient es auch eine ordentliche Bestattung.
Es gibt Schmuckstücke, in die man ein bisschen Asche des verstorbenen Haustieres füllen kann. Manche Familienmitglieder tragen solche Schmuckstücke gerne, damit sie das Tier immer bei sich haben.
Gegründet im Jahr 1992 kann das Wiener Tierkrematorium auf langjährige Erfahrung bei der würdevollen Verabschiedung verstorbener Haustiere verweisen. Tausende zufriedene Kundinnen und Kunden haben das Angebot bereits genutzt. Das Krematorium hat seinen Service mit einer neuen Betriebsstätte noch weiter ausgebaut. Gleichzeitig kooperiert es eng mit dem Tierfriedhof Wien, der 2011 seinen Betrieb aufgenommen hat. Zusammen mit dem Friedhof bietet sich das Krematorium als eine gemeinsame Anlaufstelle für alle Fragen rund um verstorbene Haustiere.