Carina Pichler, in Gnas geboren, war, wie sie erzählt, ein sehr unsportliches Kind, weshalb sie gerne hin und wieder den Turnunterricht geschwänzt hat. Allerdings kam ihrem Körper das gar nicht zugute, was sie mit 19 Jahren schon zu spüren bekam, als sich erste gesundheitliche Probleme einstellten. Sie hatte zudem mit einer starken Skoliose zu kämpfen.
Carina Pichler kam zum Schluss, dass Bewegung vielleicht doch nicht so verkehrt ist. Als Erstes hat sie sich in verschiedenen Kursen anatomische Kenntnisse angeeignet, danach eine Ausbildung zur Personal Trainerin, Kraft- und Ausdauertrainerin sowie zur Wirbelsäulen- und Osteoporosetrainerin absolviert. Nach und nach schloss sie immer weitere Ausbildungen ab, bis sie schließlich ihren Job in einer Immobilienfirma im Marketing und Officebereich aufgab, um sich ganz auf ihre sportliche Karriere zu konzentrieren.
Als Carina Pichler auf Poledance stieß, war sie vollends begeistert, weshalb sie sich dazu entschloss, auch eine Ausbildung in diesem Bereich zu absolvieren und mehrere Polodance-Studios zu eröffnen. Eines ist in Bruck an der Mur und das andere in Gleisdorf.
2009 habe ich Poledance in Saarbrücken entdeckt und war sofort fasziniert. Die Tänzerin machte kopfüber einen Spagat und konnte dabei noch lachen! Ich stellte es mir unmöglich vor.
Leider gab es damals noch keine Studios in Österreich. Das erste wurde 2011 von Mona Arbinger in Wien eröffnet. Davor gab es vereinzelt Workshops, die viel zu hart für Anfänger waren. Also musste ich daheim allein trainieren – ohne genauen Plan.
Besonderen Spaß habe ich nach wie vor, wenn mir eine Figur zum ersten Mal gelingt. Am Anfang sieht es immer so aus, als ob man die Figur niemals schaffen würde, aber sobald man versteht, wohin man sein Gewicht verlagern muss, gelingt es, was ein Glücksgefühl auslöst. Nach diesem Gefühl wird man geradezu süchtig.
Poledance trainiert den Körper auf jeglicher Ebene: Körperspannung, Körpergefühl – kurz man lernt sich selbst kennen. Und das Beste ist: Man trainiert auf spielerische Weise seinen Körper. Meine Schülerinnen sagen oft, dass die Stunden wie im Flug vergehen. Es wird viel gelacht im Kurs und es entsteht zwischen den Teilnehmerinnen oft ein spezieller Zusammenhalt. Jede Teilnehmerin will, dass Jede alles schafft. Das ist so schön! Was für Männer jahrelang Golf war, ist für Frauen jetzt Poledance. Es wird genetzwerkt, Tipps über Kindererziehung ausgetauscht und nebenbei werden die Arme trainiert.
Es gibt keine Voraussetzungen. Das ist das Besondere an diesem Sport, man wächst direkt hinein.
Als Erstes lernt man, um die Stange auf Zehenspitzen zu gehen – erste Drehungen und so weiter.
Die Leichtigkeit haben viele Teilnehmer im Anfängerkurs oft schon nach vier bis sechs Wochen. Die Figuren und Drehungen werden oft geübt – und mit der Übung kommt auch die Leichtigkeit. Muskelkater ist am Anfang garantiert!
Man braucht zum Glück kein Equipment. Wichtig ist, dass man sich im Körper wohl fühlt und eine kurze Sporthose anzieht, in der man sich frei bewegen kann.
Ohne Hautkontakt bleibt man nicht an der Stange kleben – das ist für viele Teilnehmer am Anfang ein wenig irritierend. Aber da jede Teilnehmerin auf sich selbst konzentriert sein muss und gefordert ist, bleibt nicht viel Zeit, um über irgendwelche Problemzonen am Körper zu reden. Wir sind unter uns. Das Studio ist sozusagen ein geschützter Bereich. Zudem entsteht im Kurs sehr schnell ein Zusammenhalt und wenn eine Teilnehmerin dann eine Figur schafft, freuen sich die anderen auch für sie.
Ui, da es gibt so vieles! Das Schöne an dieser Sportart ist, dass man sich so frei fühlt, sobald man den Bodenkontakt verliert. Das Herausfordernde am Anfang ist der Kraftaufbau, deswegen arbeiten wir mit guten Konzepten, damit jede Teilnehmerin alles schaffen kann. Unsere Konzepte und unser Levelsystem wurde mit Physiotherapeuten und teilweise auch Sportärzten entwickelt. Es ist sehr schonend und langsam aufbauend.
Es gibt den Luftring. Das ist ein großer Stahlring, der an der Decke aufgehängt wird und an dem man turnt. Zudem gibt es die langen Seidentücher, also Aerial Silks, die man aus dem Zirkus kennt. Bekannt ist auch das Trapez und das Aerial Rope, ein langes acht Meter Seil, an dem man hochklettert und Figuren ausübt. Auch die Strapaten kommen immer mehr in die Studios – aber Aerial Straps ist die Luftsportart, die am meisten Kraft erfordert.
Wir bieten Workshops für Aerial Hoop, Aerial Silks, Hammock und Aerial Straps an. Zusätzlich auch Handstand-Workshops und jede Menge Stretching.
Das Poledance-Team, das in den Studios von Carina Pichler arbeitet, besteht aus vier Frauen – inklusive Carina Pichler –, die zwar als Einzelunternehmerinnen selbstständig arbeiten, aber alle für die Studios tätig sind. Der Name der Studios lautet «be-up». Wie Carina Pichler erklärt, lässt jede Ausbilderin ihre eigenen Kenntnisse und ihre Sportvorlieben in die Arbeit einfließen. Das Team zieht an einem Strang. Das Ziel der Ausbilderinnen ist es, den Kursteilnehmerinnen mehr Selbstbewusstsein und mehr Körpergefühl zu vermitteln.