Viele möchten gern mal etwas mit den eigenen Händen erstellen. Etwas, das sich lange hält, funktional ist und man stolz anderen Leuten präsentieren kann. Während aber die wenigsten dazu kommen oder die Fähigkeiten dazu haben, zum Beispiel Häuser zu bauen, ist es da gegenübergestellt noch recht “einfach” ein Erinnerungsstück aus Ton zu zaubern. Madelaine Willeit erzählt im nachfolgenden Interview, was sie in ihrem Beruf mit dem Material Ton macht und welche Kurse sie anbietet.
Die 36-Jährige hat ursprünglich eine kaufmännische Ausbildung und die Werbedesign-Akademie abgeschlossen sowie 2018 die Abendmatura nachgeholt. Während Töpfern erst nur ein Hobby war, begonnen während ihrer ersten Schwangerschaft und gemeinsam mit ihrem Freund Simon. Es folgten diverse Keramik-Kurse, die sich perfekt mit ihrer kreativen Ader verbinden ließen. Seit 2013 ist sie als Grafikerin in ihrem Kleinunternehmen tätig. Das dazugehörige Grafik-Büro ist ebenfalls Teil des “Naturwerks”.
Ihre Räumlichkeiten teilt sie sich heute mit ihrem Freund im Ortszentrum von St. Johann in Tirol. Nach der eigenständigen Renovierung und Einrichtung ist ihr Freund als Ofensetzer ebenfalls mit seinem Büro und während Kundenterminen in den Räumen des Naturwerks. Diese vermietet die Naturliebhaberin auch für kreative Workshops, wie zum Beispiel Zeichnen und Malen, Fotografie und Kreidefarben-Workshops. Aber eben auch das Töpfern. Denn aus diesem Hobby entstand bald der Beruf von Madelaine. Auf dem Weihnachtsmarkt erhielt sie viel positives Feedback für ihre Werke, woraufhin aus der Garage bald eine Werkstatt wurde und die ersten Kurse stattfanden.
In meiner ersten Schwangerschaft, Anfang 2014, besuchte ich den ersten Töpferkurs über die VHS (Volkshochschule) in Innsbruck. Mein Freund Simon war mit von der Partie und wir stellten bald fest, dass Keramik sehr gut zu seinem Beruf als Ofensetzer passt.Unsere Garage wurde eine Werkstatt. Wir verbrachten viel Zeit dort, die meisten Abende, da wir sowieso keinen Fernseher haben.
Nach Besuch weiterer Kurse fanden dort auch bald meine ersten eigenen Kurse statt. Außerdem hatten wir nun Platz, um uns intensiv mit dem Material Ton auseinander zu setzen. Wir probierten und experimentierten viel. Ton ist ein außerordentlich vielseitiges Material, welches viel verzeiht. Etwas mit den Händen zu erschaffen, aus einem Klumpen Ton eine schöne Schüssel zu zaubern, faszinierte mich sehr. Auch unsere Kinder lieben es mit Ton zu spielen: formen, drücken, einfach spüren.
Außerdem kann man beim Töpfern nichts erzwingen. Es erzieht sozusagen zu Geduld, was für mich bestimmt nicht von Nachteil war.
Bei den Keramik-Kids sind die Kinder meist zwischen sieben und zwölf Jahren. In dieser Altersgruppe können die Kinder bereits tolle Werke, wie Müslischalen, Tassen und Teller selbstständig töpfern. Kinder haben überhaupt einen sehr instinktiven und spielerischen Umgang mit Ton. Es wird nicht viel überlegt, sondern gemacht. Mit einer Freude und Hingabe, die ansteckend ist.
Für Kinder unter sechs Jahren ist Ton ebenso faszinierend, jedoch steht dort das haptische Erleben im Vordergrund. Kneten und Formen, Stempeln und Drücken und alles wieder Zusammenmatschen ist für jüngeren Kinder eine sinnliche Erfahrung.
Beim Töpfern sind die eigenen Hände das allerbeste Werkzeug. Man spürt den Ton und fühlt, wie er sich verändert.
Neben den Händen arbeite ich am liebsten mit Holzwerkzeug. Holz und Ton sind eine tolle Kombination, nicht nur in der Herstellung der Keramikwerke.
Ebenso verwende ich verschiedene Gipsformen, um der Keramik eine bestimmte Form zu geben und viele Holzstempel sind Teil meines Equipments, da ich damit die Werke individuell verzieren und schmücken kann.
Für Kursteilnehmer ist die Verwendung von Gipsformen sehr von Vorteil, da damit tolle Erfolgserlebnisse möglich sind.
Die Freude am Tun und das Erschaffen mit den eigenen Händen, steht bei mir und in meinem Kursen im Vordergrund.
Der Preis ist sehr schwierig festzulegen.
Man hält ein Keramikwerk in den verschiedensten Arbeitsschritten so oft in Händen, das man niemals nach Stunden verrechnen kann.
Das Material, die Glasur und der Aufwand sind ausschlaggebend. Natürlich auch die Größe, erstens wegen dem Handling und zweitens wegen dem Platz im Brennofen.
In meinen Kursen berechne ich den Materialpreis (Ton, Glasuren & Brände) nach Kilogramm.
Die Werke, die ich im Naturwerk produziere, sind handgefertigte Unikate, welche einen gewissen Preis haben.
Handgemachte Keramikkunst sollte eine gebührende Wertschätzung erfahren. Vor allem in einer Zeit, wo alles immer und überall (online) verfügbar und käuflich ist.
Auch schon für Kinder gut, es verzeiht viel, allerdings ist Geduld gefordert: Fertigungen aus Ton sind für die ganze Familie und auch auch für jeden Fein- oder Grobmotoriker geeignet, der entweder ein wahres und funktionales Schmuckstück zaubern möchte oder gerne mal wieder wie früher im “Sandkasten” herumkneten und matschen möchte.
Wer sich jetzt angesprochen fühlt, sollte dringend einmal beim Naturwerk vorbeischauen und sich kreativ bei Madelaine ausleben. Töpfe, Müslischalen, Tassen oder einfach auch neumoderne Kunst – aus Ton kann man vieles herstellen.
Und außer die eigenen Hände ist gar nicht viel nötig. Da können auch die kleinsten schon früh ganz Großes erschaffen – oder mindestens mit viel Spaß ihre Fähigkeiten in Kreativität und Geduld erlernen.