Comics, Mangas und Graphic Novels haben längst ihr Schattendasein hinter sich gelassen und sind als eigenständige Kunstform anerkannt. Mit welcher Begeisterung ihre Fans dabei sind, wird deutlich, wenn man entsprechende Veranstaltungen besucht. Auch die Ausgaben von Comic-Heftchen, in denen die bekannten Superhelden ihren ersten Auftritt haben, werden teilweise für Millionenbeträge gehandelt!
Neben dem Verkleiden als Comic-Charakter, das die sogenannten Cosplayer praktizieren, fristet das eigenhändige Zeichnen von Comics ein weit unspektakuläreres Dasein. Dabei lassen sich kleine Kunstwerke erschaffen, die aufgrund ihrer bildlichen und textlichen Komponente eine interessante Vielschichtigkeit aufweisen.
Wer sich für diese Art des Zeichnens und Schreibens interessiert, für den gibt es sogar einschlägige Kurse, wie sie zum Beispiel von Michael Wittmann angeboten werden. Der Jurist gehört bereits seit den 70er Jahren der Wiener Comiczeichnerszene an und ist entsprechend gut vernetzt. Anfang der 90er Jahre unterrichtete er erstmals andere im Comiczeichnen, seit mehr als zehn Jahren bietet er entsprechende Kurse in Eigenregie an. Wir waren natürlich neugierig und wollten mehr über seine Kurse erfahren.
Die landläufige Sicht auf zeichnerische Fähigkeiten schaut etwa so aus: Entweder man hat ein Talent, dann kann man alles, oder man hat kein Talent, dann kann man nichts. Die meisten Menschen glauben, sie hätten kein Talent und könnten gar nichts. Das ist aber totaler Unsinn. Tatsächlich gibt es ganz viele zeichnerische Fähigkeiten, und jede davon ist trainierbar. Einerseits geht es um das Sehen, Erfassen der sichtbaren Welt in ihrer räumlichen Form und die naturalistische Darstellung mit der Illusion von Volumen. Andererseits um das Zeichenfeld auf dem Bildträger, schwarze und weiße Flächen auf dem Papier, Linien, Punkte, die vielfältigen Spuren, welche verschiedene Zeichenwerkzeuge auf dem Papier hinterlassen können, und die unterschiedlichen Qualitäten dieser Zeichen. Beim Comiczeichnen kommt noch die narrative Dimension hinzu, also dass hier die ganze Zeichnerei einzig und allein den Zweck hat, eine Geschichte zu erzählen, in einer Sequenz von Bildern und meistens zusammen mit Texten. Jeder Mensch hat hier bestimmte Fähigkeiten. In unserem Kulturkreis hat jeder Mensch schreiben gelernt, weiß also, wie man Linien zu wiedererkennbaren Zeichen zusammenfügt – das ist zugleich eine Basisfähigkeit. Darauf kann man aufbauen und die zeichnerischen Fähigkeiten Schritt für Schritt erweitern.
Malen nicht, aber zeichnen schon. Die Kurse sind für Anfänger und Fortgeschrittene gleichermaßen geeignet, da ich die Inhalte ganz individuell auf die TeilnehmerInnen abstimme. Da lernen die AnfängerInnen die Basisfertigkeiten, und die Fortgeschrittenen können jene fortgeschrittenen Fähigkeiten einüben, die sie aktuell in ihrer Entwicklung am besten brauchen können. Wobei es für die AnfängerInnen auch lehrreich ist, dass auch erfahrenere ZeichnerInnen mit Problemen zu kämpfen haben, und es den Fortgeschrittenen nie schaden kann, nochmal die Basics aufzufrischen.
Comic-, Manga- und Karikaturenworkshops gehen über ein Wochenende, wobei Comic- und Mangakurse schon am Freitagabend anfangen und bis Sonntagnachmittag jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer eine fertige Seite gestaltet hat. Der Zeichenkurs im Sommer dauert 5 Tage, von Montag bis Freitag. In meinem Seminarraum ist Platz für bis zu 8 TeilnehmerInnen, das ist die Obergrenze. Durchschnittlich habe ich 4 TeilnehmerInnen. Ich arbeite nicht mit Kindern, da meine Methodik eine gewisse Reflexionsfähigkeit und Frustrationstoleranz voraussetzt. Das Mindestalter für die Teilnahme an meinen Kursen ist 16 Jahre. Jüngere TeilnehmerInnen lasse ich nur für die Mangakurse zu.
Die Anmeldung erfolgt über meine Website zeichenkurs.at. Ein Wochenendworkshop kostet 260 Euro, der fünftägige Zeichenkurs 360 Euro. Da ich in einer Stunde keinen sinnvollen Lernerfolg garantieren kann, gibt es keine Probestunde.
Zeichnen ist also nur zu einem Teil Talent. Vieles lässt sich natürlich erlernen. Das Wichtigste daran ist allerdings der Spaß an der Sache. Deshalb gibt es keinen Grund, nicht zu zeichnen, wenn man Lust darauf hat. Das Argument, man könne es nicht, zählt nicht. Immerhin gibt es im künstlerischen Bereich eigentlich kein Falsch und Richtig wie zum Beispiel bei Sprachen!