Hochwertig gearbeitete Bücher sind gegenwärtig nur noch selten zu finden. Industriell hergestellte Einbände sind nämlich kostengünstig zu erwerben – die Qualität ist dann freilich nicht zu vergleichen. Jahrhunderte alte Schriften haben sich teilweise bis in unsere Zeit erhalten, die Lebensdauer von modernen Druckwerken erstreckt sich hingegen oft nur über Jahrzehnte. Dabei schätzen Menschen heute wie damals das Handwerk des Buchbinders, der allein es versteht, einzigartige Bücher herzustellen.
Peter Köll ist gebürtiger Innsbrucker und seit 1979 in der Handbuchbinderei tätig. In Kontakt zu diesem Beruf kam der leidenschaftliche Musikant und Motorradfahrer durch seinen Nachbarn sowie einen ehemaligen Jugendfreund, die beide als Buchbinder arbeiteten. Die eigentliche Entscheidung für diesen Lehrberuf kam aber erst später mit dem Schulabschluss und nach reiflicher Überlegung.
Nach seinem Meisterabschluss wagte Peter 1996 den Schritt in die Selbstständigkeit und ließ sich in Wilten/Innsbruck nieder. Damals hatte der Betrieb lediglich eine weitere Mitarbeiterin. Heute ergänzen drei Gesellen und mittlerweile bereits sechs Lehrlinge, die schon im Unternehmen ausgebildet wurden und nun anderweitig ihre Berufung gefunden haben, das Team. Als traditionelle Handbuchbinderei bieten sie nicht nur Druck und Bindung von kostengünstigen Diplomarbeiten an, sondern auch Speise- oder Visitenkarten, Reparaturen und Neubindungen als auch Klein- und Sonderauflagen von Büchern in Papier, Leinen, Leder und mehr.
Da es im Laufe der Jahrhunderte – seit es das gebundene Buch gibt, bzw. Geschriebenes oder später Gedrucktes zu Büchern gebunden wurden – die verschiedenartigsten Einbandarten und Bindetechniken entwickelt, revolutioniert und verfeinert wurden, kann ich kaum eine Bindeart favorisieren. Jede ist für sich zweckmäßig und kann passgenau eingesetzt werden. Von der einfachen Drahtheftung oder aber auch Wire-O-Bindung bis hin zum äußerst aufwändigen Handeinband (z.B. der Sprungrückenband) hat jede Bindeart seine Bestimmung und seinen Reiz. Außerdem sorgt die Abwechslung für einen bunten und interessanten Arbeitsalltag!
Meine MitarbeiterInnen sind eigentlich alle recht buchaffine ZeitgenossInnen, die das Digitale, wie aber auch das Gedruckte genießen und man sieht sie in den Arbeitspausen gerne mal mit einem ihrer Bücher entspannen und abschalten.
Das Buchbinderhandwerk IST nach wie vor ein traditioneller Lehrberuf, in welchem in 3 bis 3,5 Lehrjahren im dualen Ausbildungssystem (Lehrbetrieb/Berufsschule) das notwendige Wissen und die speziellen Fertigkeiten vermittelt werden. Der Abschluss bildet die Lehrabschlussprüfung mit dem Gesellenbrief. Die Krönung wäre dann noch die Meisterprüfung, die auf das bereits erworbene Wissen und deren Fertigkeiten aufbaut. Dabei befähigen zusätzliche Ausbilderprüfungen zur Führung eines eigenen Unternehmens und zur Lehrlingsausbildung.
Die Entwicklung der Buchbinderei geht im Prinzip zurück bis zu jener Zeit, in der man Aufschreibungen auf Pergament machte. Um mehr Text unterzubringen, wurde auf gefalzten Blättern und Bögen weitergeschrieben, und diese dann durch Heftung und Vernähung miteinander verbunden. In weiterer Folge sind diese noch zum Schutz und zum Archivieren mit Deckeln, zuerst aus Holz, später aus Pappe, versehen worden.
Durch die Erfindung des Buchdrucks war eine Industrialisierung der Buchbinderei notwendig, um der schnell wachsenden Auflagen Herr zu werden. Die Digitalisierung heute hat wie jede Medaille ihre negativen wie auch positiven Seiten, und somit z.B. auch Möglichkeiten der Buch-Einzelfertigung eröffnet, die es bisher nicht gab.
Meistens werden idealerweise Mattleinen, abwischbare Bibliotheksleinen oder aber auch Kunst- und Echtleder für Bucheinbände verwendet.
Bibliotheksleinen sind speziell für den Dauereinsatz konzipierte Überzugsmaterialien, die abwischbar, UV-lichtecht und reißfest sind und gelten neben dem Echtleder als beständigstes Einbandmaterial.
Blätter können grundsätzlich nur bei klebegebundenen Büchern herausfallen (Einzelblätter, die mit- und zueinander verklebt sind). Ein fadengeheftes Buch besteht aus mehreren gefalzten Buchlagen, die miteinander vernäht/verheftet sind. Da kann ein Blatt nur herausgerissen oder eine komplette Buchlage mutwillig herausgetrennt werden. Bei einem industriell klebegebundenen Buch kann es vorkommen, dass der Schmelzkleber/Hotmeltklebstoff mit der Zeit austrocknet, der Kleber zerbröselt und sich somit die Bindung auflöst. So ein Buch können wir mit einer neuen Fächerklebebindung wieder neu binden, in die Originalbuchdecke, in den Softcoverumschlag oder aber auch in eine neu gefertigte Einbanddecke einbinden. Wir haben Kunden, die die Softcoverausgabe hochwertig in Leder binden lassen, da diese so im Handel nicht erhältlich ist.
… Das bildet die Arbeitsgrundlage von Peter Köll und seinem Team. Die Leidenschaft für die Handbuchbinderei begleitet ihn bereits seit vielen Jahren und er schätzt dieses abwechslungsreiche Handwerk. So gibt es eine Vielzahl verschiedener Buchbindungen, die einfacher oder auch aufwändiger sein können und jeweils einen bestimmten Verwendungszweck erfüllen. Je nachdem werden auch die Materialien abgestimmt, um Bücher etwa widerstandsfähiger oder ästhetisch ansprechender zu gestalten.
Weitere Infos unter: buchbinder-koell.com